Auskunftei

EQT droht im Kampf um Schufa das Nachsehen

Der Finanzinvestor EQT droht bei seinem Vorhaben einer Übernahme der Schufa leer auszugehen. Sollte er aber zum Zuge kommen, hat er mit der Wiesbadener Auskunftei einiges vor.

EQT droht im Kampf um Schufa das Nachsehen

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT droht mit ihrem Angebot für die Schufa leer auszugehen: Denn wie am Dienstag zu erfahren war, wollen die gemeinsam knapp 47% haltenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften Vorkaufsrechte nutzen und sich auf diese Weise die Mehrheit sichern.

Dem Vernehmen nach arbeiten die Institute bereits an den Modalitäten einer solchen Aufstockung. Neuigkeiten sollen in den kommenden Wochen zu erfahren sein. Gemeinsam mit anderen Bestandsaktionären sei es im gegenseitigen Interesse, stabile Mehrheitsverhältnisse zu erlangen, hieß es am Dienstag aus dem Eignerkreis. Eine Bewertung der Schufa von 2 Mrd. Euro zugrunde gelegt, käme auf die Verbünde damit ein Aufwand von rund 200 Mill. Euro zu, der intern erst einmal zu vermitteln ist. Im genossenschaftlichen Lager etwa sind an der Schufa neben der TeamBank mit 17,9% die Hannoversche Volksbank mit 0,66%, die Volksbank Braunschweig Wolfsburg mit 1,37% sowie die Volksbank Köln Bonn mit 0,55% beteiligt.

Trotz dieser Pläne könnte sich EQT darum bemühen, anderen Aktionären Anteile abzukaufen. Mancher Eigner soll nicht abgeneigt sein, dem Investor einen Minderheitsanteil zuzugestehen, wie kolportiert wird. Die Commerzbank, die seit der Übernahme der Dresdner Bank 12% der Anteile an der Schufa hält, äußerte sich auf Anfrage nicht dazu, ob sie verkaufsbereit wäre. Auch die mit 6% beteiligte Deutsche Bank machte keine Angaben. Eine Vereinbarung hat EQT aber bereits mit der Société Générale (SocGen) getroffen, die ihren zehnprozentigen Anteil abtritt.

Eine Minderheitsbeteiligung dürfte allerdings kaum im Interesse des Finanzinvestors liegen, der nach Angaben aus dem Markt bereits vor seiner Einigung mit der SocGen der Politik und den Verbraucherverbänden ein Konzept für die Zukunft der Schufa vorgestellt hatte. Bei der Wiesbadener Gesellschaft macht EQT demnach einen Reformstau infolge der Eigentümerstruktur aus. Jeder einzelne Aktionär habe eigentlich kein Interesse, die Schufa über deren bisherige Dienstleistungen hinaus weiterzuentwickeln. Der Fokus liege eher auf der Dividende.

Wachstumspotenzial soll EQT demnach unter anderem im margenstarken Direct-to-Consumer-Geschäft sehen. Ebenso stehen demnach technologiegestützte Business-to-Consumer sowie Business-to-Business-Produkte auf der Agenda: Angebote zur Identifikation und Betrugsprävention, Know-your-Customer-Lösungen für digitale Onboarding-Verfahren und Kredit-Scorings für kleine und mittlere Unternehmen sowie nicht zuletzt ESG-Ratings. Internationale Expansion sei auch ein Thema. Ferner soll es EQT vorschweben, Reformen bei der Schufa durch die Installation von Branchenexperten im Aufsichtsrat voranzutreiben.

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