Ergo knabbert an der IT

Vorstandschef Rieß sieht Umbau im Plan - Neue Produkte im kommenden Jahr

Ergo knabbert an der IT

Ergo-Chef Markus Rieß verbreitet nach einem Jahr Umbau-Wirbel Zweckoptimismus. Die Zahlen liegen im Plan, die IT bleibt eine Dauer-Baustelle und die Mitarbeiter sind bislang noch nicht zufrieden.ak Düsseldorf – Die Ergo ist ein Jahr nach dem Start ihres Mammut-Umbaus unter Vorstandschef Markus Rieß stark mit sich selbst beschäftigt. “Wir sind quasi alle im Maschinenraum”, sagte er vor Journalisten in Düsseldorf. Bei der Neuaufstellung, die auf fünf Jahre angelegt ist und netto 1 Mrd. Euro kostet, liege die Ergo aber auf Kurs. Weit voran ist bereits die Veränderung im Vertrieb. Von 119 Regionaldirektionen ist knapp die Hälfte geschlossen worden, von geplanten 1 300 Stellen sind drei Viertel schon abgebaut.Als schwierig bezeichnete Rieß die IT. Sie ist von jeher eine Dauerbaustelle bei der knapp 20 Jahre alten Ergo, die einst aus fünf Versicherern zusammengefügt wurde. “Das ist das dickste Brett, das wir bohren. Die Transformation unser existierenden IT ist die größte Herausforderung.”So separiert die Ergo gerade die klassischen Bestände in der Lebensversicherung, hat aber noch keine wettbewerbsfähige IT-Plattform, um die Abwicklung – wie angedacht – auch für externe Dritte anzubieten. Eine Entscheidung, ob in die bestehenden Systeme weiter investiert wird oder ein ganz neues System aufgesetzt werde, sei noch nicht getroffen. Die Abtrennung des Klassik-Portfolios in der Ergo Leben soll bis Anfang 2018 umgesetzt sein. Schon seit Jahren befindet sich die Victoria Leben im Run-off. Neugeschäft wird künftig nur noch die Ergo Vorsorge zeichnen.Marktanteils- und Beitragsverluste in der Lebensversicherung kalkuliert Ergo kurzfristig weiter ein. In diesem und im nächsten Jahr erwartet der drittgrößte deutsche Erstversicherer deshalb eine Stagnation bei den Konzern-Beitragseinnahmen, danach will die Munich-Re-Tochter wieder mit dem Markt wachsen.”Wir steuern diese Gesellschaft nach Ergebnis, nicht nach Beitrag”, betonte Rieß. Als neues mittelfristiges Gewinnziel hat die Ergo von 2021 an einen Jahresüberschuss von mehr als 600 Mill. Euro ausgegeben, da jetzt auch die von der Munich Re übernommenen internationalen Krankenversicherungsaktivitäten hinzugezählt werden. In diesem Jahr will der Erstversicherer nach 40 Mill. Euro Verlust im vergangenen Jahr 150 bis 200 Mill. Euro Nettoergebnis schaffen, bestätigte Rieß bereits kommunizierte Ziele. Von den angepeilten 280 Mill. Euro Kosteneinsparungen netto sollen 100 Mill. Euro bis Ende dieses Jahres geschafft sein, ergänzte Finanzchef Christoph Jurecka. Die Kostenquote im Konzern ist allerdings noch weit von dem Ziel entfernt, unter 30 % zu rutschen. Im vergangenen Jahr landete sie bei 36 %. Schlechte StimmungOffensiver wieder den Markt bearbeiten will die Ergo ab dem kommenden Jahr. Der Vorstand kündigte zahlreiche neue Produktangebote an, unter anderem eine breitere Palette in der Lebensversicherung. Im Herbst dieses Jahres soll wie geplant der neue reine Online-Kfz-Versicherer Nexible an den Start gehen.Etwas mehr begeistern von der neuen Ergo muss Rieß noch die Beschäftigten. Mit den Ergebnissen einer Mitarbeiterbefragung war er nicht zufrieden. “Ich glaube, dass die Stimmungslage bei der Ergo sich sicher weiter verbessern kann.”—– Wertberichtigt Seite 8