Erneut schwere Vorwürfe gegen Wirecard

Konzern weist Behauptungen zurück - Kurssturz

Erneut schwere Vorwürfe gegen Wirecard

sck München – Die Vorwürfe gegen den Zahlungsabwickler Wirecard wegen angeblicher Bilanzierungsunregelmäßigkeiten reißen nicht ab. Die “Financial Times” (FT) berichtete, interne Dokumente des Unternehmens sowie Korrespondenz hochrangiger Manager der Finanzabteilung erweckten den Anschein, als könnten Umsätze und Gewinne in Dubai und Irland zu hoch ausgewiesen worden sein. Zudem suggerierten die Dokumente, dass versucht worden sein könnte, den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young zu täuschen. Eine Wirecard-Sprecherin bezeichnete den Bericht laut dpa-afx als “falsch und verleumderisch”. Alle Zahlen des Konzerns, auch die in Dubai, seien im Rahmen des Konzernabschlusses geprüft. Aktie verliert bis zu 23 ProzentIn einer Stellungnahme wies der Vorstand die erneuten “Anschuldigungen von Fehlverhalten kategorisch zurück.” Der Artikel des FT-Autors Dan McCrum sei “eine Zusammenstellung von falschen und irreführenden Behauptungen”. Es sei “sehr bedauerlich, dass die FT immer noch die Veröffentlichung eines derartig unverantwortlichen Artikels unterstützt, insbesondere nachdem wir der FT über ihre Anwälte Nachweise übersandt haben, die ein Zusammenwirken mit Shortsellern zeigen und Zweifel an deren Motivation bei der Veröffentlichung ihrer Artikel aufwerfen”.Die Anleger reagierten auf die neuen Unterstellungen der britischen Tageszeitung verunsichert. Die Aktie von Wirecard brach am Dienstag zeitweise um 23 % ein. Binnen weniger Minuten verlor das Unternehmen 4 Mrd. Euro an Marktwert. Im weiteren Tagesverlauf begrenzte das Papier die Kursverluste etwas. Der Titel ging mit 122,05 Euro (-12,8 %) aus dem Xetra-Handel. Wirecard war damit Schlusslicht im Dax.Ende Januar geriet Wirecard ins Visier der FT. Berichte über systematische Bilanzunregelmäßigkeiten bei einer Konzerntochter in Singapur brachten die Aktie daraufhin mehrmals in Turbulenzen. Seinerzeit büßte der Titel an einem Tag ein Viertel seines Wertes ein.In einem Untersuchungsbericht räumte die Wirecard-Spitze Wochen später ein, dass einige Positionen tatsächlich falsch bilanziert worden waren, aber nicht in dem Ausmaß, wie die FT berichtete. Staatsanwaltschaft ermitteltGegen ehemals leitende Mitarbeiter von Wirecard in Singapur ermitteln die lokalen Behörden. Konzernchef Markus Braun zog Lehren aus dem Buchungsfehler und gelobte Besserung. In Deutschland beschäftigt der Fall die Behörden weiter. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verhängte zeitweise ein Leerverkaufsverbot gegen die Wirecard-Aktie und erstattete Anzeige wegen des Verdachts der Marktmanipulation “in Form einer Short-Attacke”. Die zuständige Staatsanwaltschaft München ermittelt in der Causa. Wirecard wirft FT-Mitarbeitern vor, mit Spekulanten für Geld zusammengearbeitet zu haben. Die Zeitung selbst sieht sich von diesem Vorwurf nach einer hausinternen Untersuchung entlastet. – Wertberichtigt Seite 6