Nachhaltige Transformation

ESG-Fintechs beweisen Krisenfestigkeit

Die Zahl der Fintechs, die Lösungen für die nachhaltige Transformation anbieten, ist auch im vergangenen Jahr gestiegen. ESG-Fintechs leiden offenbar weniger unter dem Rückzug von Investorengeldern als andere Fintechs.

ESG-Fintechs beweisen Krisenfestigkeit

ESG-Fintechs beweisen Krisenfestigkeit

Immer mehr Regtechs – Frankfurter Techquartier initiiert Start-up-Programm

fed Frankfurt

Fintechs, die sich auf nachhaltige Lösungen für Finanzierung, ESG-Management und grüne Immobilien konzentrieren, sind nach einer Erhebung der Beratungsgesellschaft EY zuletzt spürbar weniger vom Rückzug der Investoren an den Wagniskapitalmärkten betroffen gewesen als andere junge, innovative Finanztechnologie-Gründungen. „Die Zahl der ESG-Fintechs wächst weiterhin“, so Peter Fricke und Anna Caroline Lange aus dem EY Fintech Business Development Team anlässlich der Auftaktveranstaltung für ein neues Start-up-Programm im Frankfurter Techquartier. „Climate Tech erweist sich als resilient“, bestätigte auch Christina Koch, Investmentmanagerin der Early-Stage-Capital-Tochter der Commerzbank, Neosfer.

70 nachhaltige Neugründungen

EY zählte im vergangenen Jahr in Europa 70 neue ESG-Fintechs, darunter eine zunehmende Zahl von einerseits Regtechs und andererseits Anbietern von Lösungen für die Energiemärkte. Das Volumen der Venture-Finanzierungen in der EU im Bereich ESG habe sich zwischen 2016 und 2022 auf 1,5 Mrd. Euro versechsfacht. Auch die von Neosfer zusammengestellten Daten belegen, dass das Funding für klimaschutzbezogene Fintechs in den zurückliegenden Jahren wesentlich dynamischer zugelegt hat als die Finanzierungsvolumina von Fintech generell. Dass dabei nach EY-Berechnungen 17.800 Arbeitsplätze geschaffen wurden, deutet die volkswirtschaftliche Bedeutung der auf Nachhaltigkeitslösungen spezialisierten Finanztechnologie-Firmen an. Die Liste der Standorte führe London vor Paris und Berlin an, sagte Fintech-Experte Fricke. Dabei falle auf, dass das Wachstum vor allem bei jungen Firmen in der Rubrik "Daten und Rating" schwungvoll sei.

Regulatorischer Rückenwind

Fricke geht davon aus, dass das Wachstum der ESG-Fintechs anhalten wird. „Der regulatorische Rückenwind wird die ESG-Wachstumsstory weiter befördern“, prognostizierte er und verwies unter anderem auf zunehmende Berichtspflichten in Zusammenhang mit den Regelwerken SFDR und CSRD. Zudem entstehe Bedarf für Finanzlösungen im Zuge der energetischen Sanierung von Gebäuden.

Potenzial sieht Fricke auch durch die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz (KI) bietet: „ESG und KI hat gerade erst begonnen und wird ein bestimmender Trend für die kommenden Monate sein.“ Ebenfalls das Zeug zu einem Trend habe „Token Carbon Offsetting“ – der Handel von Kohlenstoff-Assets auf einem Sekundärmarkt soll Vermögensverwaltern die Einbindung von CO2-Ausgleich in ihre Angebote erleichtern.

Das Frankfurter Techquartier hat mit der Kick-off-Veranstaltung den Startschuss für ein Programm speziell für ESG-Fintechs gegeben. Sie werden von Banken, Beratungsgesellschaften sowie Kanzleien, die den „Green Transformation Incubator“ unterstützen, in den nächsten Wochen intensiv in allen Fragen rund um Geschäftsmodell und Finanzierung beraten.

Dialog mit anderen Gründern

Daneben beteiligen sich auch Start-ups an dem Erfahrungsaustausch, die die erste Phase nach der Gründung bereits absolviert haben. So berichtete bei der Auftaktveranstaltung der Mitgründer und CFO von Constellr, Christian Mittermaier, über seine Erfahrungen. Constellr ist ein Satellitenbetreiber, der granulare und präzise Daten über Temperatur, Wasserverfügbarkeit und Kohlenstoff liefert. Mittermaier ermunterte ESG-Start-ups, nicht alle Teile ihrer Lösung selbst zur Verfügung stellen zu wollen, sondern mit anderen zusammenzuarbeiten, auch wenn dies bedeute, Einnahmen teilen zu müssen.

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