EU-Aufsicht will Plan B für britische Clearinghäuser

Börsen-Zeitung, 15.10.2020 Reuters/wbr Frankfurt - Die Europäische Union arbeitet an einem Notfallplan für britische Wertpapierabwickler nach dem Brexit. Sollte es während der 18-monatigen Übergangsfrist ab Januar 2021 Probleme geben, müsse eine...

EU-Aufsicht will Plan B für britische Clearinghäuser

Reuters/wbr Frankfurt – Die Europäische Union arbeitet an einem Notfallplan für britische Wertpapierabwickler nach dem Brexit. Sollte es während der 18-monatigen Übergangsfrist ab Januar 2021 Probleme geben, müsse eine Übertragung der Clearing-Aufgaben an Institute innerhalb der EU möglich sein, erklärte die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) am Mittwoch. “Mit unserem Plan A wollen wir die globalen Kapitalmärkte unterstützen, aber wir brauchen einen Plan B und müssen uns auf diesen berufen können, wenn eine Clearingstelle systemrelevant ist oder wenn die Zusammenarbeit nicht wie erwartet funktioniert”, sagte ESMA-Chef Steven Maijoor der Nachrichtenagentur Reuters.Clearinghäuser, auch zentrale Kontrahenten oder Central Counterparties (CCP) genannt, kümmern sich um die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften und stehen zwischen Verkäufer und Käufer. Sie sind einem hohen Risiko ausgesetzt, falls eine Partei ausfällt, und gelten deshalb als systemrelevant. Aufsichtsbehörden überwachen solche Clearinghäuser deshalb genau.Ende September genehmigte die EU-Kommission den britischen Clearinghäusern für eine Übergangszeit den Zugang zur EU für 18 Monate ab Januar 2021. In dieser Zeit sollten Marktteilnehmer ihr übergroßes Engagement mit britischen Häusern verringern und Clearinghäuser in der EU könnten in der Zwischenzeit Kapazitäten aufbauen.Die Londoner Börse LSE dominiert die Abwicklung von auf Euro lautenden Finanzderivaten. Die Deutsche Börse hofft darauf, dass sie der Londoner Rivalin im Zuge des Brexits einen Teil des Geschäfts abluchsen kann. Aktuell kommt die Deutsche-Börse-Tochter Eurex nach eigenen Angaben im Euro-Clearing auf einen Marktanteil von rund 19 %.