Wegen möglicher Absprache im Derivate-Geschäft

EU eröffnet Kartellverfahrengegen Deutsche Börse

Die EU-Kommission prüft, ob sich Deutsche Börse und Nasdaq im Geschäft mit Finanzderivaten illegal abgesprochen haben. Die Aktie der Deutschen Börse setzt das weiter unter Druck.

EU eröffnet Kartellverfahrengegen Deutsche Börse

EU eröffnet Kartellverfahren
gegen die Deutsche Börse

Verdacht illegaler Absprache mit Nasdaq bei Finanzderivaten – Aktie sackt deutlich ab

phh Frankfurt

Die Europäische Kommission eröffnet nach Vorermittlungen von rund einem Jahr ein formales Kartellverfahren gegen die Deutsche Börse. Wie die Brüsseler Behörde mitteilte, prüft sie wettbewerbswidrige Absprachen mit der Nasdaq bei der Notierung, dem Handel sowie dem Clearing von Finanzderivaten im Europäischen Wirtschaftsraum. Beide Unternehmen haben ein starkes Derivategeschäft. Das Verfahren trifft die Börse damit in ihrem Kerngeschäft mit Trading & Clearing, das im zurückliegenden Quartal für 42% vom Gesamtumsatz sowie vom operativen Ergebnis (Ebitda) stand. In der Sparte hatten Finanzderivate mit 275 Mill. Euro den größten Umsatzanteil. In den ersten neun Monaten beliefen sich die um Treasury-Effekte bereinigten Nettoerlöse mit Finanzderivaten 908 Mill. Euro. und machten damit ein Viertel der gesamten Nettoeinnahmen in diesem Zeitraum aus.

Investoren quittierten die Nachricht am Aktienmarkt mit einem Kursrücksetzer von 4,1%. Seit dem Jahreshoch im Mai hat das Papier mehr als ein Viertel an Wert verloren. Die Deutsche Börse Group und Eurex haben die Entscheidung der Europäischen Kommission laut einer schriftlichen Stellungnahme zur Kenntnis genommen. Konkret betreffe dies die frühere Kooperation zwischen Eurex und HEX, heute Nasdaq. „Wir stehen in konstruktivem Dialog mit der Europäischen Kommission“, heißt es. Die formale Einleitung einer Untersuchung sei ein Verfahrensschritt, der dem Ergebnis der Untersuchung nicht vorgreife. Das Verfahren befinde sich noch in einem frühen Stadium.

Die Börse sagt aber auch klar: „Gemeinsam mit unserem externen Rechtsberater sind wir der Ansicht, dass wir diesen Fall erfolgreich verteidigen können.“

Weiter heißt es: „Die frühere Kooperation geht auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 1999 zurück und wurde damals mit der Europäischen Kommission besprochen. Die Kooperation war darauf ausgerichtet, den Wettbewerb zu fördern, insbesondere sollte sie zu einer höheren Liquidität in den betreffenden nordischen Derivatemärkten und zu Markteffizienzen führen. Sie bot den Marktteilnehmern klare Vorteile und war öffentlich.“

Die EU-Kommission begründet die Untersuchung wie folgt: „Die Wettbewerbsvorschriften tragen dazu bei, einen fairen und offenen Wettbewerb zwischen den Börsen und das ordnungsgemäße Funktionieren der Kapitalmarktunion zu gewährleisten. Dies ist eine Grundlage für Innovation, Finanzstabilität und Wachstum im Interesse aller europäischen Bürgerinnen und Bürger“, lässt sich Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin für einen sauberen, fairen und wettbewerbsfähigen Wandel, in einer Mitteilung zitieren.

Bereits im September 2024 hatte Kommission aus eigener Initiative unangekündigte Nachprüfungen in den Räumlichkeiten der Deutschen Börse und der Nasdaq durchgeführt. Für das laufende Verfahren gibt es keine Frist.

Wie lang der Prozess dauert, hänge von der Komplexität des jeweiligen Falls und der Bereitschaft der betroffenen Unternehmen zur Zusammenarbeit ab.