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EU-Regulierer wollen digitale Schlupflöcher stopfen

Die zunehmende Fragmentierung von Wertschöpfungsketten in der Finanzindustrie stellt EU-Regulierer vor Herausforderungen. Vor allem die Marktmacht der Technologiekonzerne im Cloud Computing schreckt EBA, ESMA und EIOPA auf.

EU-Regulierer wollen digitale Schlupflöcher stopfen

fir Frankfurt

Die drei europäischen Finanzregulierungsbehörden (ESAs) haben der Europäischen Kommission Empfehlungen vorgelegt, die sicherstellen sollen, dass Regulierung und Aufsicht von digitalen Finanzdienstleistungen auf der Höhe der Zeit und lückenlos sind. Sie unterbreiten Vorschläge, wie mittels verbesserten Informationsaustauschs, holistischer und grenzüberschreitender Aufsicht sowie Ausweitung und Anpassung von Regeln Schlupflöcher zu stopfen, Verbraucherschutz in der digitalen Sphäre zu gewährleisten und Risiken zu begegnen ist, die sich aus der verstärkten Fragmentierung von Wertschöpfungsketten ergeben. Die am Montag veröffentlichte gemeinsame Erklärung von Bank-, Versicherungs- und Wertpapieraufsicht EBA, EIOPA und ESMA ist die Reaktion auf einen vor einem Jahr erfolgten Aufruf der Europäischen Kommission.

Sogenannte gemischte Unternehmensgruppen, zu denen auch Technologiekonzerne zählen, die ihren Kunden sowohl Finanz- als auch Nichtfinanzdienstleistungen anbieten, seien eine neue Herausforderung für Regulierung und Aufsicht, hält der Bericht fest. „Die zunehmende Abhängigkeit der Finanzinstitute von Technologieunternehmen kann Risiken für die Finanzstabilität mit sich bringen, zum Beispiel wenn eine kleine Anzahl von Unternehmen von vielen Firmen im gesamten Finanzsektor genutzt wird.“

Konzentrationsrisiko Cloud

Insbesondere der Einsatz von Cloud Computing hat sich demnach zu einer wichtigen Infrastruktur für Finanzdienstleistungen entwickelt, die Branche boomt (siehe Grafik). Die Abhängigkeit von einigen wenigen Clouddienstleistern sei ausgeprägt, warnen die Aufseher. „Cloud Computing hat zwar das Potenzial, die Kosten für die technologische In­frastruktur zu senken, doch die Konzentrationsrisiken sind hoch“, konstatieren die Regulierer, ohne einzelne Unternehmen zu nennen. Den Cloudmarkt dominieren bekanntlich Amazon AWS, Microsoft Azure, Google Cloud, IBM Cloud und ferner Alibaba Cloud. Als unrühmliches Beispiel für eine gemischte Unternehmensgruppe hebt der Bericht allerdings Wirecard hervor. „Der Fall zeigte auch die Notwendigkeit besserer Kooperationsvereinbarungen für nationale Behörden und mit Nicht-EU-Behörden.“

Soziale Medien im Blick

Auf den Plan ruft die Regulierer zudem die wachsende Bedeutung sozialer Medien, um sich über finanzielle Belange zu informieren und Finanzdienstleistungen abzurufen. Dazu zählten etwa neue Trends wie Social Trading oder über soziale Medien geteilte Anlageberatung. Die EU-Kontrolleure sehen die „Notwendigkeit einer aktiven Überwachung dieses Phänomens“. Demnach solle geprüft werden, wie Verbraucher erreicht werden können, die Informationen vorwiegend über soziale Medien beziehen.