EU-Standardsetzer stutzt Nachhaltigkeitsberichte
EU-Standardsetzer stutzt Nachhaltigkeitsberichte
Zahl der gesamten Datenpunkte soll um zwei Drittel reduziert werden – Freiwillige Angaben werden gestrichen
fed Frankfurt
Unternehmen in Europa können mit Erleichterungen bei der nicht-finanziellen Berichterstattung rechnen. Europas Standardsetzer für das Nachhaltigkeitsreporting von Unternehmen, die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG), hat – in Erfüllung eines Auftrags der EU-Kommission – Vorschläge für Vereinfachungen präsentiert.
Zu detailliert und zu komplex
EFRAG empfiehlt, die Zahl der obligatorischen Datenpunkte, die von Unternehmen berichtet werden müssen, um 57% zu verringern und zugleich die freiwilligen Angaben zu streichen. Dadurch würde sich die Gesamtzahl der Datenpunkte um 68% reduzieren, rechnet der Standardsetzer vor, der in den vergangenen Jahren diese Informationsanforderungen maßgeblich entwickelt hat. EFRAG räumt ein, eine Abfrage bei Unternehmen habe ergeben, „dass die von den European Sustainability Reporting Standards geforderten Informationen zu detailliert und die Berichtsprozesse zu komplex seien.“
„Der Schwerpunkt der EFRAG lag nicht nur auf der Reduzierung der Datenpunkte, sondern auch auf der Verringerung des Aufwands, der für die Einhaltung der EU-Reporting-Richtlinie (CSRD) und der EU-Nachhaltigkeitsberichts-Standards (ESRS) erforderlich ist“, so der Standardsetzer. Deshalb gehören die Vereinfachung der doppelten Wesentlichkeitsprüfung und die Beseitigung von Überschneidungen ebenso zur Vorschlagsliste wie eine bessere Verständlichkeit der ESRS-Standards und Ausnahmeregelungen: So müssen Informationen nicht berichtet werden, wenn deren Erfassung mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist.
Frist läuft Ende September ab
Bis 29. September läuft eine Konsultation. Unternehmen, Wirtschaftsprüfer, Investoren, Behörden sowie Umwelt- und Kliamaaktivisten sind aufgefordert, ihre Meinungen zu äußern. Patrick de Cambourg, der Vorsitzende des EFRAG Sustainability Reporting Board, erinnert an das Ziel: „Auf der Grundlage effektiver Erfahrungen geht es darum, ESRS praktikabler zu gestalten.“ Und die Vorsitzende der Gruppe der technischen Experten, Chiara Del Prete, fügt an: „Wir haben uns in der kurzen verfügbaren Zeit auf die dringlichsten Fragen konzentriert.“
Beifall von Versicherern
Verhaltenen Applaus gibt es für den Vorschlag bei den deutschen Versicherern. „Offenbar meint es die EU ernst“, kommentiert Götz Treber, Leiter des Kompetenzzentrums Unternehmenssteuerung und Regulierung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dass EFRAG vorschlage, den vollständigen Umfang der Nachhaltigkeitsberichtspflichten um 68% zu reduzieren, sei „ein gutes Signal“. In vielen Fällen wäre es jedoch konsequenter gewesen, Datenpunkte zu streichen, statt sie zusammenzufassen oder umzustrukturieren.
Kreditwirtschaft sieht „richtigen Schritt“
Die Deutsche Kreditwirtschaft, also die Verbände von Privatbanken, Kreditgenossen, Sparkassen, Landes- und Förderbanken sowie Pfandbriefbanken, „begrüßen den richtigen Schritt“ der EFRAG. „Berichtspflichten dürfen kein Selbstzweck sein“, sagt Heiner Herkenhoff, der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, derzeit Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft. „Weniger ist hier wirklich mehr“, unterstreicht er, denn nur verständliche Berichte schafften Vertrauen bei Investoren, Aufsichtsbehörden und Öffentlichkeit.
Zugleich erinnert Herkenhoff aber auch an die Bedeutung von nicht-finanziellen Daten: „Aussagekräftige Nachhaltigkeitsdaten bleiben zentral – für die Transformation der Wirtschaft ebenso wie für die Bewertung von ESG-Risiken.“