Aktienkultur

EU will mehr Sparer zu Anlegern machen

Die EU-Kommission hat zwei Initiativen lanciert, um die Mitgliedstaaten zu drängen, die Kapitalanlage für ihre Bürger attraktiver zu machen.

EU will mehr Sparer zu Anlegern machen

EU will mehr Sparer zu Anlegern machen

Brüssel legt Empfehlung für Stärkung der Finanzbildung und steuerbegünstigte Wertpapierdepots vor

fed Brüssel

Die EU-Kommission hat zwei Initiativen lanciert, um die Mitgliedstaaten zu drängen, die Kapitalanlage für ihre Bürger attraktiver zu machen. Die Empfehlung aus Brüssel umfasst Vorschläge, die Finanzbildung zu stärken und einfach verständlichen und steuerlich begünstigten Spar- und Anlagekonten den Weg zu bereiten.

EU-Kommissarin Maria Albuquerque hat einen alarmierenden Appell zur Stärkung der finanziellen Bildung in Europa formuliert. „Das Niveau der Finanzbildung in der EU ist viel zu niedrig“, sagte die Portugiesin. Weniger als ein Fünftel der Europäer verfügten über ausgeprägte Finanzkenntnisse. Das führe dazu, dass es bei den meisten Bürgern Europas Vorbehalte gebe, sich in Kapitalanlageprodukten zu engagieren. „Für die meisten Europäer ist das zu groß, zu komplex und denen vorbehalten, die über mehr Geld verfügen“, argumentierte die EU-Kommissarin. Ihr erklärtes Ziel sei es, allen Bürgern Europas zu vermitteln, dass Kapitalanlage nicht eine Sache einer kleinen Minderheit, sondern der großen Mehrheit sei.

Die am Dienstag veröffentlichte Empfehlung der EU-Kommission konzentriert sich darauf, die EU-Staaten bei ihren Anstrengungen zur Stärkung finanzieller Bildung zu unterstützen. Brüssel will den Austausch über „best practises“ intensivieren, damit die EU-Staaten voneinander lernen. Tatsächlich ist die Aktienkultur beispielsweise in Schweden viel stärker ausgeprägt als in Deutschland und anderen EU-Ländern. Geplant ist zudem eine EU-weite Kampagne und die Kofinanzierung von Initiativen. Das soll allerdings aus bestehenden Fonds geschehen, etwas dem Europäischen Sozialfonds Plus oder Erasmus. Ein eigener Topf für Finanzbildung ist nicht vorgesehen.

Simpel und steuerbegünstigt

Zugleich macht die EU-Behörde den Mitgliedstaaten Dampf, die Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Bürger Zugang zu einfach verständlichen und steuerlich begünstigten Spar- und Anlagekonten haben können. In ihnen sollen Kleinanleger sowohl Aktien als auch Anleihen oder Fonds bündeln können. Wichtig ist der EU-Kommission, dass EU-Bürger mehrere solcher Konten halten können und ein Wechsel von einem Anbieter zum nächsten nicht durch hohe Gebühren oder Aufwand erschwert wird. Die breite Diversifikation des Portfolios soll möglich sein. Eine Konzentration auf den Anlagenhorizont Europa ist nicht vorgesehen, aber auch nicht verboten.

Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) begrüßt, dass der EU-Vorschlag keine zusätzlichen Anforderungen wie Wertgarantien auf den Depotbestand, Haltefristen oder besondere Beratungspflichten vorsieht. „Das macht die Anlagesparkonten flexibel in der Handhabung, einfach verständlich und erhöht den Spielraum für ertragreiche Aktienanlagen“, so das DAI. Positiv fällt auch die Würdigung des CDU-Wirtschaftsrats aus. Generalsekretär Wolfgang Steiger erklärte: „Die Vorschläge sind ein Weckruf, den Kapitalmarkt zu vertiefen und attraktiv für Anleger zu machen: mit verlässlichen Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungsformen und Kapitalmarktinstrumente.“

Nach Angaben der EU-Kommission gibt es solche Spar- und Anlagekonten bisher in zehn der 27 EU-Staaten. Die Empfehlungen der EU sehen keine Gebührenvorgaben vor. Das ist möglicherweise eine Lektion aus dem Scheitern der Initiative für ein paneuropäisches Pensionsprodukt (PEPP) vor einigen Jahren. Denn dieses Instrument wurde insbesondere wegen des einhergehenden Gebührendeckels im Markt nicht aufgenommen. Albuquerque machte deutlich, dass das jetzt vorgestellte Spar- und Anlagekonto nichts mit PEPP zu tun habe, weil nun die Altersvorsorge nicht im Zentrum stehe. Was PEPP angehe, verwies sie auf den Herbst. Dann will die EU-Kommission einen weiteren Vorschlag machen, der sich enger am Pensionsprodukt orientiert.