Euronext lanciert integrierten europäischen ETF-Marktplatz
Euronext lanciert integrierten ETF-Markt
Mehrländerbörse will Fragmentierung reduzieren und Spar- und Investmentunion fördern
wü Paris
Die europäische Mehrländerbörse Euronext hat die Lancierung eines integrierten Marktes für ETFs und ETPs (Exchange Traded Funds/ Products) angekündigt. Dadurch erhalten Emittenten die Möglichkeit, ihre ETFs an einer integrierten Plattform notieren zu lassen und sie gleichzeitig an allen sieben Märkten von Euronext zugänglich zu machen.
Bisher sei der Markt für ETFs in Europa zu fragmentiert, erklärte der bei Euronext für Indizes, ETFs und gesicherte Derivate zuständige Aurelien Narminio gegenüber Journalisten. Mit Amsterdam, Paris und Mailand als starken ETF-Plätzen sei der Börsenbetreiber Teil des Problems. Er sei dadurch aber auch in der Lage, zu der Lösung des Problems beizutragen.
Zentralisierter Zugang
Die integrierte ETF-Plattform von Euronext soll nun Notierungen, Handel, Clearing und Abwicklung in einem vereinheitlichten Umfeld zusammenfassen. Händler und Marktteilnehmer sollen über ein konsolidiertes, von der Plattform Optiq versorgtes Orderbuch einen zentralisierten Zugang zu allen Angeboten erhalten. Das soll eine bessere Preisbildung und engere Spreads ermöglichen, hofft der Betreiber der Börsen von Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo und Paris.
Der nachbörsliche Bereich soll ebenfalls rationalisiert werden, in dem alle Transaktionen über Euronext Clearing abgewickelt werden, während die Abrechnung in Euro über die Plattform Target2-Securities von Euronext erfolgt. Unterstützt werden soll das auch durch ein neues Post-Trade-Bestätigungssystem, erklärt Euronext. Um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen, könnten existierende Abwicklungseinrichtungen für Handelsmitglieder bis September 2026 beibehalten werden.
Fragmentierung bremst
Nach Angaben von Euronext-Manager Narminio sind es vor allem die stark fragmentierten nachbörslichen Ketten, die das Wachstum des europäischen ETF-Marktes behindern. Das führe zu einem ineffizienten ETF-Vertrieb. Im Gegensatz zu den USA, die von gestrafften nachbörslichen Aktivitäten via DTCC profitierten, gebe es in Europa mehrere regulierte Märkte mit spezifischen Nachhandels-Vorrichtungen.
Der Markt von Euronext umfasst derzeit mehr als 3.500 gelistete ETFs, davon rund 2.100 in Mailand, 750 in Paris und 700 in Amsterdam. Es gibt mehr als 50 Emittenten und mehr als 20 Marktmacher. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen betrug im ersten Halbjahr nach Angaben der Mehrländerbörse 1 Mrd. Euro.
Breite Unterstützung
Die Mehrländerbörse verspricht Investoren durch die integrierte Plattform einen transparenteren, kosteneffizienteren Zugang zu einer breiteren Auswahl an ETFs in Europa, dazu mehr Liquidität, eine bessere Sichtbarkeit bei den Preisen und wettbewerbsfähigere Gebühren. Für Euronext ist die integrierte ETF-Plattform auch ein Mittel, um die europäische Spar- und Investitionsunion voranzutreiben.
Euronext kann bei seiner neuen Plattform auf die Unterstützung der Marktteilnehmer in Europa zählen. Nach Angaben des Börsenbetreibers begrüßen Emittenten, die 90% der europäischen ETFs repräsentieren, die Initiative, darunter Amundi, BlackRock, BNP Paribas Asset Management, DWS, HSBC, Société Générale und Vanguard.