bl Mailand – Die Allianz aus der Mehrländerbörse Euronext, der mehrheitlich staatlichen italienischen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und der Bank Intesa Sanpaolo hat offenbar eine Einigung mit der London Stock Exchange (LSE) über den Kauf der Mailänder Börse erzielt. Das erfuhr die Börsen-Zeitung aus Mailänder Finanzkreisen. Eine offizielle Verlautbarung ist dem Vernehmen nach für den morgigen Freitag geplant. Die Vereinbarung muss noch von den Verwaltungsräten von Euronext, CDP und Intesa Sanpaolo abgesegnet werden. Der Kaufpreis soll bei 3,75 Mrd. Euro liegen.Die LSE hatte die Mailänder Börse 2007 für 1,6 Mrd. Euro gekauft, muss sie aber vermutlich aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen, weil sie für 27 Mrd. Dollar den Datenanbieter Refinitiv übernehmen will. Der Verkauf an das Bündnis um Euronext steht vermutlich unter dem Vorbehalt der Entscheidung der europäischen Kartellbehörde am 16. Dezember. Sollten deren Auflagen geringer sein, verkauft die LSE die Borsa Italiana womöglich nicht oder nur Teile davon, etwa die Anleihenplattform MTS.Die LSE hatte am 18. September angekündigt, Exklusivverhandlungen über den Verkauf mit Euronext, CDP und Intesa Sanpaolo aufzunehmen. Die Frist dafür sollte am kommenden Montag ablaufen. Die Einigung erfolgte nun deutlich früher.Um die italienische Börse hatten sich auch die Deutsche Börse und die Schweizer Six beworben. Sie kamen aber trotz angeblich deutlich höherer Angebote nicht zum Zug, weil die italienische Regierung, die über ein Vetorecht beim Verkauf verfügt, von Anfang an Euronext als Käufer favorisiert hat und die LSE an einer schnellen Veräußerung interessiert ist. Fabrizio Palermo, CEO des Euronext-Partners CDP, die gerade ihre Mehrheitsbeteiligung an dem IT-Unternehmen Sia in den Zahlungsdienstleister Nexi eingebracht hat und die Interessen der italienischen Regierung vertritt, erklärte, Nexi sei ein wichtiger Technologiepartner der Mailänder Börse.