Europa bietet Investitionschancen in der Luftfahrt
Europa bietet Investitionschancen in der Luftfahrt
Europa bietet Investitionschancen in der Luftfahrt
Tikehau-Experte Roualdes verweist auf Marktgröße, Wettbewerbsfähigkeit und Skalierbarkeit
fed Kronberg
Das derzeit aus Sicht der Kapitalgeber erfolgversprechendste Geschäftsfeld in der Verteidigungsindustrie in Europa ist nach Überzeugung des Rüstungsbranchen-Experten Fabien Roualdes die Luftfahrt. Der Co-Head der Abteilung Private Equity Aerospace & Defence Strategy von Tikehau Capital begründete seine Präferenz anlässlich der Private Markets Week der Börsen-Zeitung mit zwei Argumenten: Für die Luftfahrt sprächen sowohl Marktgröße als auch Skalierbarkeit der Fertigung.
Zivil wie militärisch nutzbar
So sei Aviation das einzige konsolidierte Marktsegment in Europa, unterstrich Roualdes und verwies auf Airbus. Höhere Volumina seien erzielbar, weil es viel Gerät gebe, dass sowohl militärisch als auch zivil nutzbar sei. So hätten beispielsweise der zivile Super Puma als auch das militärische Hubschrauber-Pendant eine Überschneidung in der Produktion von weit mehr als 90%. Bemerkenswert sei auch, dass Europa in der Luftfahrt weltweit wettbewerbsfähig sei. Für das Kampfflugzeug Rafale von Dassault etwa lägen umfangreiche Aufträge aus Indien, den Vereinigten Emiraten, Ägypten, Indonesien oder Katar vor. Aber nicht nur große Konzerne, sondern auch kleinere und mittlere Firmen seien aus Investorensicht attraktiv.
Hoffen auf mehr Europa
Bislang liegt die Quote der militärischen Ausrüstung, die Europa tatsächlich in den hiesigen Volkswirtschaften, also „made in Europe“ bestelle, bei 18%. Beispiele wie jüngst die Entscheidung Dänemarks für ein französisch-italienisches Flugverteidigungssystem machten Hoffnung, dass diese Quote mittelfristig auf 40% gesteigert werden könne. Ein bislang noch gravierendes Wettbewerbsproblem europäischer Unternehmen der Rüstungsindustrie sei die im Vergleich mit den USA niedrigere Skalierbarkeit mangels einheitlicher Standards. Der Tikehau-Experte veranschaulichte dies an zwei Beispielen. Für die 155-Milimeter-Munition wären zuletzt aus EU-Mitgliedstaaten zehn verschiedene Typen von Haubitzen geliefert worden. Und: In Europa gebe es zwölf Kriegsschiffbauer, in China einen.
Was die Gefahrenlage angeht, verwies Roualdes auf die oft unterschätzte Größe der russischen Armee. Die verfüge zwar nominal über deutlich weniger Geld als die EU-Länder in Summe. Kaufkraftbereinigt – und diese Perspektive biete sich wegen der Bedeutung des geringeren Soldatensolds und deutlich niedrigerer Einkaufspreise für militärisches Gerät an – liege die finanzielle Ausstattung der russischen Armee deutlich über den Vergleichskennziffern in der EU.
