GastbeitragEntwicklung regional unterschiedlich

Europäische Hausmärkte überwiegend auf Erholungskurs

Die Wohnimmobilienpreise steigen in nahezu allen europäischen Ländern wieder an. Die Entwicklung verläuft allerdings regional unterschiedlich.

Europäische Hausmärkte überwiegend auf Erholungskurs

Gastbeitrag

Europäische Hausmärkte überwiegend auf Erholungskurs

Die Marktlage für Wohnimmobilien verbesserte sich bis zum ersten Quartal nahezu überall. Mit Ausnahme Finnlands waren Wachstumsraten bei Immobilienpreisen zu verzeichnen. In fünf der neun Nachbarländer Deutschlands war zuvor eine Phase rückläufiger Preise zu Ende gegangen, zuletzt in Frankreich im ersten Quartal 2025. Bereits im letzten Quartal 2024 war dies in Deutschland und Luxemburg der Fall. Vorher hatten Dänemark, die Niederlande und Österreich das Vorjahresniveau wieder überschritten. Kontinuierliche Anstiege ohne Rückgang verzeichneten Belgien, Polen, Tschechien und die Schweiz.  Insgesamt meldeten 17 der 27 EU-Länder sowie die Schweiz mindestens seit 2022 steigende Preise für Wohnimmobilien.

Häuser und Wohnungen

Zur Messung der Wohnimmobilienpreise findet der sogenannte Hauspreisindex HPI Verwendung, der von Eurostat veröffentlicht wird und neben Häusern auch Wohnungen unabhängig vom Verwendungszweck – Selbstnutzung oder Vermietung – umfasst.

Im Durchschnitt aller EU-Länder lagen die Veränderungen im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahresquartal bei +5,7% bzw. bei +1,5% im ersten Quartal 2024 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresniveau. Die EU-Zahlen saldieren eine stark divergierende Entwicklung innerhalb Europas.

Divergierende Entwicklung

Das Niveau von Anfang 2022 unterschritten Deutschland und zwei seiner Nachbarstaaten wie folgt: Luxemburg um 12,0 %, Deutschland um 7,8% sowie Frankreich um 1,5%. Während die Wohnimmobilienpreise in Österreich wieder das Niveau von vor drei Jahren aufwiesen, verzeichneten nach Phasen der Rückgänge Dänemark (+5,0%) und die Niederlande (+14,9%) bereits wieder einen spürbaren Anstieg gegenüber dem ersten Quartal 2022.

Im Osten und im Süden Europas setzten sich die Preisanstiege der letzten Jahre fort. An der Spitze stand im ersten Quartal 2025 zum Vergleichszeitraum drei Jahre zuvor Bulgarien (+46%).

Neubauten verteuern sich stärker

Das Preisniveau bei Neubauten überstieg in Deutschland im ersten Quartal 2025 mit +4,8% den Vorjahreszeitraum, während im ersten Quartal 2024 mit -2,3% noch ein Unterschreiten des Vorjahresniveaus gemeldet wurde. Dem Plus bei Preisen für Bestandsimmobilien von +3,6% für das erste Quartal 2025 stand ein Jahr zuvor mit -5,7% noch ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu Buche.

In Deutschland sind die Baupreise seit dem ersten Quartal 2021 innerhalb von drei Jahren um 35% angestiegen. Seit dem ersten Quartal 2024 ist eine Beruhigung auf +3% p.a. zu verzeichnen. Damit lag dieser Preisanstieg um rund ein Prozentpunkt über der Inflationsrate. Die Baupreise belasten also noch immer die Angebotsseite bei Neubauwohnungen.

Die Finanzierung von Immobilientransaktionen wird jetzt wieder von leicht gestiegenen Zinsen belastet. Verglichen mit den Konditionen bis 2022 ist das derzeitige Zinsniveau auch angesichts der Ungewissheit über Zeitpunkt und Ausmaß von Zinssenkungen nicht als marktstützend anzusehen.

Das bauwirtschaftliche Umfeld ist angesichts eines dritten Jahres mit gesamtwirtschaftlicher Stagnation eingetrübt. Erst für 2026 wird eine positivere Entwicklung der Wirtschaft prognostiziert, zumal die von der Bundesregierung geplanten baupolitischen Maßnahmen greifen sollten.

Bedarf weiterhin hoch

Der Bedarf an Wohnungen bleibt angesichts der weiterhin bestehenden Versorgungsengpässe hoch. Die Angebotsseite kann infolge weiterhin sehr geringer Neubautätigkeit nicht für Entlastung sorgen. Preiserhöhungen im Neubausektor könnten angesichts zuvor stark gestiegener Baukosten und der wieder anziehenden Preise bei Gebrauchtwohnungen eher durchsetzbar sein.

Es kann daher damit gerechnet werden, dass sich die Hauspreise im Vergleich zu 2024 im laufenden Jahr insgesamt leicht erhöhen. Ein Erreichen der Mitte 2022 verzeichneten Preishöchststande ist aus heutiger Sicht jedoch kurzfristig nicht zu erwarten.

Peter Parlasca

Fellow der
Royal Institution
of Chartered
Surveyors