Europäischer Vermögensverwalter scheitert am Widerstand Roms
Europäischer Vermögensverwalter scheitert am Widerstand Roms
Europäischer Vermögensverwalter scheitert am Widerstand Roms
Generali und Natixis geben ihr gemeinsames Vorhaben auf – Regierung und Generali-Aktionäre setzen auf nationalistischen Kurs
bl Mailand
Die italienische Versicherung Generali und die französische BPCE-Gruppe verzichten auf die Bildung eines großen europäischen Asset Managers. Grund dafür waren vor allem der Widerstand des italienischen Staates sowie der Generali-Großaktionäre Delfin (Familie Del Vecchio) und Francesco Caltagirone.
In einer gemeinsamen Erklärung teilten Generali und die BPCE nun mit, dass die Bedingungen für eine Umsetzung des Vorhabens derzeit nicht gegeben seien. Beide Unternehmen hatten im Januar eine unverbindliche Vereinbarung zur Zusammenlegung ihrer jeweiligen Sparten Generali Investment Holding (GIH) und Natixis beschlossen. Damit wäre mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Bill. Euro der zweitgrößte europäische und weltweit neuntgrößte Vermögensverwalter entstanden.
Starke Ablehnung
Doch sowohl die Regierung in Rom als auch Caltagirone und Delfin sprachen sich von Anfang an dagegen aus. Nach der Übernahme des Generali-Großaktionärs Mediobanca durch Monte dei Paschi (MPS), zu deren Aktionären neben dem Staat ebenfalls Caltagirone und Delfin zählen, war klar, dass das Projekt keine Chance mehr hatte. Auch andere Generali-Aktionäre wie Unicredit und die Familie Benetton sollen sich gegen das Projekt ausgesprochen haben.
Rückschlag für Donnet
Generali erklärte, der Verzicht auf das Vorhaben habe keine Auswirkungen auf den Strategieplan, der bis 2027 Dividenden und Aktienrückkaufprogramme von 8,5 Mrd. Euro und ein Gewinnwachstum von jährlich 8 bis 10% vorsieht. Dennoch ist das Scheitern des Vorhabens ein herber Rückschlag für CEO Philippe Donnet und wirft erneut ein Licht auf die massiven Einmischungen der italienischen Regierung in den Wirtschafts- und Finanzsektor. Caltagirone und Delfin hatten in den vergangenen Jahren mehrfach vergeblich versucht, Donnet zu stürzen. Der CEO ist im April für drei weitere Jahre bestätigt worden. Doch Beobachter bezweifeln, dass er sein Mandat angesichts der seither erfolgten Veränderungen im Aktionärskreis beenden kann.
Rom mischt sich immer mehr in die Wirtschaft ein. Die Regierung hatte über die Golden-Power-Regelung die Übernahme der Bank BPM durch Unicredit verhindert. Die EU-Kommission hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rom wegen des möglichen Verstoßes gegen die Niederlassungsfreiheit und den freien Kapitalverkehr eingeleitet. Italien droht eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.
Übernahme der Mediobanca beschäftigt Staatsanwaltschaft
Die Staatsanwaltschaft Mailand ermittelt wegen einer angeblich abgestimmten Aktion Caltagirones, des Delfin-CEOs Francesco Milleri und von Monte-dei-Paschi-CEO Luigi Lovaglio bei der Übernahme des damaligen Generali-Großaktionärs Mediobanca durch die MPS, die ebenfalls von Rom unterstützt wurde. Den Beteiligten sei es von Anfang an um die Generali gegangen. Sie bestreiten die Vorwürfe. Im Visier der Staatsanwaltschaft sind auch die Umstände des Verkaufs eines 15%-prozentigen Staatsanteils an der MPS im November 2024 an Caltagirone, Delfin und die Bank BPM. Andere Interessenten wie Unicredit und Blackrock seien nicht zum Zug gekommen.
Die Ökonomin Lucrezia Reichlin sagte der Börsen-Zeitung, Premierministerin Giorgia Meloni solle lieber auf Europa setzen, statt die Banken zu zwingen, Staatsanleihen zu kaufen, um die Abhängigkeit vom Ausland zu reduzieren und mit der Golden-Power-Regelung befreundete Unternehmen zu unterstützen sowie sich abzuschotten. Italiens Banken halten italienische Staatstitel im Umfang von 620 Mrd. Euro, was 20% der gesamten Staatsschulden entspricht. Allein bei Generali liegen knapp 42 Mrd. Euro. Außerdem ist Generali mit 875 Mrd. Euro der größte Vermögensverwalter des Landes.
