Rentabilität

Europas Banken hinken US-Wett­bewerbern hinterher

Vor allem dank steigender Zinsen haben die europäischen Banken in diesem Jahr Mehreinnahmen verbucht. Für einen Wettbewerb auf Augenhöhe mit den US-Wettbewerbern reicht das jedoch nicht.

Europas Banken hinken US-Wett­bewerbern hinterher

lee Frankfurt

Obwohl sie in den vergangenen Jahren zahlreiche Effizienzprogramme absolviert haben, hinken die europäischen Banken weiterhin hinter der US-Konkurrenz her. Daran haben auch die zuletzt starken Ergebnisse der europäischen Institute von Unicredit über BNP Paribas und Deutsche Bank wenig geändert. Wie Jan Schildbach, Analyst bei der Deutschen Bank, in einer Studie darlegt, nahmen die europäischen Großbanken in den ersten neun Monaten des ausgehenden Jahres durchschnittlich 6 % mehr ein als im Vorjahreszeitraum, vor allem wegen der um 11 % gestiegenen Zinserträge. Die Erträge der großen US-Wettbewerber seien dank um 16 % gestiegener Zinseinnahmen durchschnittlich um 10% gewachsen. Unter dem Strich blieb davon jedoch dies- wie jenseits des Atlantiks wenig hängen. Schildbach Berechnungen zufolge verringerte sich der Nettogewinn sowohl der europäischen als auch der US-Banken um durchschnittlich 10 %. Dies sei einerseits den auch durch die Inflation gestiegenen Kosten, andererseits der gestiegenen Kreditrisikovorsorge geschuldet, mit denen sich die Institute auf die erwartete Rezession einstellen.

„Die Ergebnisse der Banken im Vereinigten Königreich und in Europa haben sich vor allem seit dem ersten Halbjahr erheblich verbessert, bleiben aber immer noch hinter der Kapitalrendite ihrer US-Konkurrenten zurück“, merkt auch Moody’s-Analystin Laurie Mayers an. Die Ursachen dafür variierten von Land zu Land, spiegelten aber vor allem den Umstand wider, dass der Zinsanstieg in den USA früher einsetzte als in Europa.

Zeitverzögerter Effekt

Hinzu komme, dass der positive Effekt der steigenden Zinsen in einigen europäischen Marktsegmenten mit zeitlicher Verzögerung ankomme, ergänzt die Kreditanalystin. Zwar profitierten auch die Banken im Vereinigten Königreich und in Europa von den robusteren Margen auf der Passivseite, doch in vielen Fällen bedeuten langfristige festverzinsliche Vermögenswerte, dass die Neubewertung der Aktivseite länger dauern wird, etwa auf den französischen und deutschen Hypothekenmärkten.

Mit der im Herbst beschlossenen Änderung der Konditionen für die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) der Europäischen Zentralbank sei der einzige strukturelle Vorteil dahin, den die europäischen Banken gegenüber ihren Wettbewerbern hatten, so Mayers. Viele der großen Investmentbanken, insbesondere in der Eurozone, müssen sich in ihren Augen nicht nur um höhere Erträge bemühen, sondern auch effizienter werden: „Der hohe Wettbewerb führt dazu, dass die Kreditmargen oft unter Druck stehen, so dass weitere Kostensenkungen erforderlich sind, um die Vermögens- und Kapitalrendite zu verbessern.“ Einen Beitrag dazu leisten würde neben der Digitalisierung auch die weitere Migration von Kernsystemen in die Cloud. Außerdem empfiehlt sie, die Kostenstrukturen auch durch die Verringerung des Overheads zu senken. Viele britische Banken und Bausparkassen seien hier schon weiter.

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