Ex-Barclays-Chef kommt vor Gericht
Das Serious Fraud Office hat nach fünfjährigen Ermittlungen wegen gemeinschaftlichen Betruges Anklage gegen Barclays und ehemalige Führungskräfte der Bank erhoben. Es geht um die beiden von Investoren aus Nahost gezeichneten Kapitalerhöhungen des Jahres 2008, die das Institut in der Finanzkrise über Wasser hielten.hip London – Das Serious Fraud Office (SFO) hat wegen gemeinschaftlichen Betruges Anklage gegen Barclays und ehemalige Führungskräfte der britischen Großbank erhoben. Wie die Behörde nach fünfjährigen Ermittlungen mitteilt, geht es um die Begleitumstände der beiden von Investoren aus dem Nahen Osten gezeichneten Kapitalerhöhungen des Jahres 2008 und einen Milliardenkredit der Bank an das Emirat Katar.Angeklagt werden neben der Bank ihr ehemaliger Chief Executive John Silvester Varley (61), Roger Allan Jenkins (61), damals Executive Chairman of Investment Banking & Investment Management in Nahost und Nordafrika, Thomas Llewellyn Kalaris (61), früher Chief Executive der Sparte Barclays Wealth & Investment Management, sowie Richard Boath (58), der als Europachef der Financial Institutions Group fungierte. Das Verfahren soll am 3. Juli vor dem Westminster Magistrates’ Court beginnen. “Das Spektakel, wenn ehemalige Führungskräfte vor Gericht erscheinen müssen, wird das Ansehen des Instituts nicht stärken, während es seine Pläne für den Konzernumbau weiter abzuarbeiten versucht”, sagte Analyst Laith Khalaf von Hargreaves Lansdown. “Der Royal Bank of Scotland (RBS) und Fred Goodwin blieb die Schmach eines Gerichtstermins erspart. Es sieht so aus, als ob das für Barclays und Varley anders sein wird.” Es sind die ersten Anklagen gegen Spitzenmanager einer Bank in Großbritannien, die sich auf Vorgänge während der Finanzkrise beziehen. Retter aus dem MorgenlandBarclays hatte im Juni 2008 Investoren wie die dem Staatsfonds von Katar gehörende Qatar Holding und Challenger Universal, das Investmentvehikel des ehemaligen Premierministers des Emirats, Hamad bin Jassim bin Jabr al-Thani, davon überzeugt, 4,5 Mrd. Pfund Kapital einzuschießen. Im Oktober holte sich die Bank weitere 7,3 Mrd. Pfund. Dieses Mal war auch Mansour Bin Zayed Al Nahyan, der stellvertretende Premier von Abu Dhabi, mit von der Partie. Anders als RBS und Lloyds Banking Group musste Barclays nicht vom Steuerzahler vor dem Untergang bewahrt werden.Die von der Transaktion zunächst ausgeschlossenen Altaktionäre kritisierten damals vor allem die großzügigen Konditionen der Kapitalaufnahme, die den neuen Investoren in Form von sogenannten Reserve Capital Instruments im Volumen von 3 Mrd. Pfund noch bis 2019 überdurchschnittlich hohe Kuponrenditen von 14 % bieten. Dabei handelt es sich um eine Spielart von Vorzugsaktien, die Barclays steuerlich absetzen kann (vgl. BZ vom 19.11.2008).Die Betrugsbekämpfungsbehörde, die vom Satiremagazin “Private Eye” regelmäßig als Serious Farce Office verlacht wird, interessiert aber etwas ganz anderes: Barclays hatte unerwähnt gelassen, dass insgesamt 322 Mill. Pfund an die zum Staatsfonds von Katar gehörende Qatar Holding gezahlt wurden (vgl. BZ vom 18.9.2013), einen der großen Zeichner beider Kapitalmaßnahmen. Die Finanzaufsicht FCA hatte Zweifel an der Darstellung von Barclays geäußert, dass es sich dabei um Zahlungen für Beratungsleistungen – “Advisory Services Agreements (ASA)” – gehandelt habe.Zudem geht es um einen Kredit von 3 Mrd. Pfund, den Barclays dem Emirat gewährte. Die Beratungsgesellschaft PCP Capital Partners behauptet, das Geld sei in die Kapitalerhöhung investiert worden. Die Bank weist alle Vorwürfe zurück. “Wir haben den Verdacht, dass sich diese Geschichte über Jahre hinziehen kann”, sagte Ian Gordon, Bankanalyst bei Investec. Angesichts der rechtlichen Unsicherheiten könne wohl im laufenden Quartal noch keine Rückstellung gebildet werden.