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Ex-Chef von Société Générale zeigt sich über Kerviel-Skandal schockiert

wü - Daniel Bouton, ehemaliger Chef der französischen Großbank Société Générale, hat am Donnerstag als Zeuge im Berufungsverfahren gegen den Skandaltrader Jerôme Kerviel ausgesagt. Auch vier Jahre nach Auffliegen der Affäre war dem 62-Jährigen der...

Ex-Chef von Société Générale zeigt sich über Kerviel-Skandal schockiert

wü – Daniel Bouton, ehemaliger Chef der französischen Großbank Société Générale, hat am Donnerstag als Zeuge im Berufungsverfahren gegen den Skandaltrader Jerôme Kerviel ausgesagt. Auch vier Jahre nach Auffliegen der Affäre war dem 62-Jährigen der Schock darüber deutlich anzumerken. Mit monotoner Stimme berichtete er, wie die Bank im Januar 2008 offene Positionen Kerviels in Höhe von 50 Mrd. Euro entdeckt habe – “ein tödliches Risiko”, so Bouton: “Der Himmel ist uns auf den Kopf gefallen.”Kerviel hatte Société Générale mit seinen riskanten Geschäften einen Verlust von 4,9 Mrd. Euro beschert und die Bank damit an den Rand des Ruins gebracht. Nach Bekanntwerden der Affäre hatten französische Politiker, allen voran Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, den Rücktritt Boutons gefordert. Aufgrund des öffentlichen Drucks übergab Bouton die operative Geschäftsführung im April 2008 an Frédéric Oudéa, er blieb jedoch noch ein Jahr lang Verwaltungsratschef der Bank.Die Argumentation der Verteidigung Kerviels, Société Générale habe den Aktienhändler ausgenutzt, um eigene Verluste aus der Subprime-Krise zu vertuschen, sei idiotisch, meint Bouton, Absolvent der Elitehochschule ENA. Diese These bewege sich auf demselben Niveau wie Verschwörungstheorien zu den Anschlägen vom 11. September 2001, in denen behauptet werde, die Bilder der Flugzeuge, die in die Türme des World Trade Centers flogen, seien gefälscht.Während seiner Aussage blickte Bouton, der seit 2009 seine eigene Beratungsgesellschaft DJB Conseil hat, immer wieder zu Kerviel. Doch der 35-Jährige wich seinem Blick aus. Der Ex-Chef der Société Générale versteht die Beweggründe Kerviels nach eigenem Bekunden noch immer nicht. Vielleicht habe der “Heuchler” das alles gemacht, um einen höheren Bonus zu bekommen, sinniert er. Der Prozess gegen den ehemaligen Aktienhändler endet nächste Woche mit den Plädoyers. Das Urteil wird im Herbst erwartet.