Wirtschaftsprüfer

EY testiert Abschluss der Deutschen Bank für 2022

Die Deutsche Bank hält am Wirtschaftsprüfer EY fest – ungeachtet dessen Rolle im Bilanzskandal um Wirecard. Das hat der Aufsichtsrat des Bankhauses auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

EY testiert Abschluss der Deutschen Bank für 2022

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Seitdem im Juni vergangenen Jahres der Bilanzskandal um den Zahlungsabwickler Wirecard öffentlich wurde, ist für dessen Prüfer EY wahrlich nicht viel gelaufen wie gewünscht. Da dürfte eine gute Nachricht nun umso stärker ins Gewicht fallen: Der im Zuge der Wirecard-Pleite in Verruf geratenen Gesellschaft bleibt das prestigeträchtigste Mandat im deutschen Finanzsektor erhalten.

Die Deutsche Bank, die angesichts zunehmender Kritik an ihrem Prüfer auf der Hauptversammlung im Mai angekündigt hatte, das Mandat neu auszuschreiben, gibt für den Ab­schluss 2022 abermals der Firma mit dem gelben Logo den Zuschlag. Mit dieser Entscheidung ist der Aufsichtsrat des Hauses auf seiner jüngsten Sitzung der Empfehlung seines Prüfungsausschusses gefolgt, dem unter anderem Norbert Winkeljohann, der ehemalige Vorstandschef von PwC Europe, und unter anderem der als Nachfolger für Aufsichtsratschef Paul Achleitner hochgehandelte Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer angehören. Entsprechende Informationen aus Finanzkreisen hat die Bank am Freitag der Börsen-Zeitung bestätigt.

EY hatte KPMG gerade erst für das Geschäftsjahr 2020 abgelöst. Da der langjährige Prüfer infolge der EU-Vorgaben zur Prüfer-Rotation von vorneherein als Alternative ausschied und Deloitte im Markt nicht als schlagkräftig genug gilt, um das sicher komplexeste Kreditinstitut der Bundesrepublik zu prüfen, dürfte sich der Kreis der Interessenten im Zuge der Ausschreibung auf PwC und den bisherigen Prüfer EY beschränkt haben. Die Ausschreibung war am 10. Ju­ni im Bundesanzeiger publiziert worden, Prüfer konnten ihr Interesse bis 17. Juni signalisieren.

Stimmen die Aktionäre auf der Hauptversammlung 2022 der Mandatierung von EY zu, wird dort die Kasse klingeln. EY-Vorgänger KPMG hatte der Deutschen Bank regelmäßig jeweils hohe zweistellige Millionenbeträge an Prüfungshonoraren, für prüfungsnahe Dienstleistungen sowie an Honoraren für Steuerberatung berechnet. Ob PwC deshalb aber in Sack und Asche gehen dürfte, bleibt dahingestellt. Schließlich gilt das Beratungsgeschäft im Vergleich mit Prüfaufträgen noch als deutlich lukrativer.

Allerdings dürften zwischen EY und der Deutschen Bank nun Bande bestehen bleiben, die sich im Falle eines Zuschlags für PwC erheblich gelockert hätten. Ende 2020 legte schon Deutsche-Bank-Bilanzierungschef Andreas Loetscher, 2018 von EY gekommen, wo er laut Presseberichten für die Wirecard-Prüfung mitverantwortlich gewesen war, sein Amt vorübergehend nieder, nachdem die Prüferaufsichtsbehörde Apas EY schwere Fehler vorgeworfen und Mitarbeiter verdächtigt hatte, gegen berufsrechtliche Pflichten verstoßen zu haben.

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