SREP

EZB-Aufsicht schaut strenger auf Bankenliquidität

Nach dem Beinahe-Kollaps der Credit Suisse und den Zusammenbrüchen von US-Regionalbanken sieht die EZB Handlungsbedarf bezüglich der Liquiditätspuffer der von ihr beaufsichtigten Institute. EZB-Bankenaufseher Andrea Enria will Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken mehr Bedeutung beigemessen.

EZB-Aufsicht schaut strenger auf Bankenliquidität

EZB schaut strenger auf Bankenliquidität

Puffer werden bedeutendere Rolle spielen

Bloomberg Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Liquiditätsreserven der Banken in der Eurozone genauer unter die Lupe nehmen und informierten Kreisen zufolge womöglich noch in diesem Jahr strengere Anforderungen an einzelne Institute stellen. In ihrer jährlichen Prüfung der Bankenrisiken, dem sogenannten aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP), wird die EZB der Frage nach dem Management der liquiden Mittel mehr Aufmerksamkeit schenken, berichten Insider. Dabei könnten auch höhere Mindestschwellen für Kennzahlen wie die Liquiditätsdeckungsquote festgelegt werden. Schon jetzt würden Banken und EZB verstärkt zu diesem Thema kommunizieren, heißt es weiter.

Der Beinahe-Kollaps der Credit Suisse im März und der Run auf US-Regionalbanken wie die Silicon Valley Bank haben bei der Aufsicht das Thema Einlagen wieder in den Fokus gerückt. Die EZB fragt sich, wie gut Banken darauf vorbereitet sind, einem Ansturm auf ihre Einlagen standzuhalten, und wie wirksam die Kennzahlen sind, die Investoren und Aufsicht zur Beurteilung heranziehen. Liquidität ist zwar schon immer ein zentraler Bestandteil der Bankenaufsicht, aber in der Niedrigzinsphase standen Kapital und Kreditrisiko stärker im Mittelpunkt. Die EZB drängt die Banken seit Ende 2021 stärker, ihre Liquiditätssituation zu prüfen. Der jüngste Zusammenbruch von US-Banken hat die Prüfung noch verschärft. Ein Sprecher der EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Die EZB wird die ersten SREP-Ergebnisse im Laufe des Sommers erhalten, ist zu hören. Die Aufseher dürften die Banken in Gruppen einteilen, je nachdem, wie anfällig ihre Geschäftsmodelle für Mittelabflüsse sind. Die Einlagen vermögender Kunden werden ein Fokus sein, da hier einzelne Großabhebungen die Liquiditätsreserven einer Bank schnell aufzehren können. Das hatte sich bei der Credit Suisse gezeigt. Die Finanzierung am Markt und die Wahrnehmung der Einlagensicherheit bei Kleinsparern werden ebenfalls eine Rolle spielen. Banker und Aufsicht in der EU hatten Credit Suisse schnell als Sonderfall abgetan und betont, dass auch die jüngsten Turbulenzen in den USA nicht direkt übertragbar sind.

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