Schattenbanken

EZB-Bankenaufsicht fordert Institute zu Risikoabwehr auf

Die Kreditwirtschaft sollte im Geschäft mit Finanzakteuren ohne Banklizenz Vorsicht walten lassen, fordert EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria.

EZB-Bankenaufsicht fordert Institute zu Risikoabwehr auf

Reuters Frankfurt

Geldhäuser im Euroraum müssen aus Sicht von EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria noch stärker auf die Risiken im Geschäft mit Finanzakteuren achten, die nicht als Bank reguliert sind und am Finanzmarkt mit komplexen Derivaten und Wertpapierfinanzierungen engagiert sind. Unter anderem sollten Institute die regelmäßige Überprüfung von Geschäftspartnern verstärken, schrieb Enria in einem am Freitag auf der Internetseite der EZB-Bankenaufsicht veröffentlichten Blogbeitrag. Auch eine Ablehnung und Trennung von Kunden sollte mit zur Risikoabwehr gehören.

Zu den Finanzakteuren, die nicht als Bank reguliert sind, zählen etwa Hedge- und Geldmarktfonds, alternative Investmentfonds und spezielle Börsenhändler. Die Firmen werden oft als „Schattenbanken“ bezeichnet, die EZB spricht hingegen von „Non-Bank Financial Institutions“ (NBFIs). Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) kommen die Nichtbanken inzwischen für fast die Hälfte der weltweiten Finanzanlagen auf.

„Das Versäumnis eines Kunden, Informationen zur Verfügung zu stellen, sollte zu einem konservativeren Ansatz in Bezug auf Sicherheiten, Margining und Limits oder sogar zur Ablehnung oder zum Ausschluss von Kunden führen“, schrieb Enria in dem Beitrag. Der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos Capital hatte die Finanzakteure jenseits des Kreditgewerbes wieder in die Schlagzeilen gebracht und ein Schlaglicht auf die Risiken in diesem Teil der Finanzbranche geworfen. Die Verluste der Banken im Zuge des Archegos-Zusammenbruchs hatte die EZB auf über 10 Mrd. Dollar geschätzt.

Die EZB überprüfte unter anderem, wie die Banken mit dem Risiko umgehen, dass ein Kunde bei einem Derivategeschäft nicht mehr zahlen kann. Sie untersuchte zudem die Verbindungen zwischen Banken und Rohstoffhändlern sowie Energieunternehmen, nachdem es auf diesen Märkten zu großen Schwankungen infolge des Ukraine-Kriegs gekommen war. Laut Enria hat die Aufsicht zwar einige Fortschritte bei den Banken im Umgang mit solchen Risiken ausgemacht. Es seien aber auch erhebliche Mängel festgestellt worden. Die EZB werde das gesamte Spektrum ihrer Aufsichtsinstrumente nutzen, damit die Banken Schwachstellen umgehend beseitigen.