Nachhaltigkeit

EZB drückt bei grünem Umbau auf die Tube

Die EZB mahnt zum Tempo beim nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft an. Je schneller die Transformation vorangehe, desto geringer die langfristigen Kosten und Risiken auch für Banken.

EZB drückt bei grünem Umbau auf die Tube

EZB macht beim Klima Tempo

Kreditrisiken steigen mit Dauer der grünen Transformation – Banken und Firmen im Stresstest

Tempo beim nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft mahnt die EZB an. Je schneller die Transformation vorangehe, desto geringer die langfristigen Kosten und Risiken auch für Banken, hieß es anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse eines wirtschaftsweiten Stresstests in der Eurozone.

fir Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Tempo bei der grünen Transformation. Ein rascher Übergang zur Klimaneutralität sei zwar kurzfristig mit höheren Investitionen und Energiekosten verbunden, doch mittel- und langfristig mit geringeren finanziellen Risiken, erklärte die Notenbank am Mittwoch bei der Veröffentlichung der Ergebnisse ihres zweiten, die Gesamtwirtschaft umfassenden Klimastresstests. Er untersucht Transitionsrisiken für den achtjährigen Zeitraum bis 2030. Berücksichtigt wurden 2,9 Millionen Unternehmen und 600 Banken in der Eurozone.

Drei Szenarien

Die EZB hat diesmal drei Szenarien skizziert: Einen beschleunigten Übergang, in dem politische Maßnahmen und Investitionen vorgezogen werden und die Pariser Klimaziele bis 2030 erreicht werden; einen verspäteten Übergang, der das aktuelle Tempo grüner Transformation erst beibehält, dann ab 2026 beschleunigt und das Pariser Abkommen schließlich 2030 einhält; und einen verzögerten Übergang, der erst 2026 einsetzt und die Klimaziele binnen fünf Jahren verfehlt.

Die Finanzinstitute sind demnach einem viel höheren Kreditrisiko ausgesetzt, wenn die grüne Transformation erst später vonstatten geht. In dem Fall werde es im Vergleich mit 2022 bis zum Jahr 2030 um mehr als 100% wachsen, wohingegen der Risikoanstieg in diesem Zeitraum bei einem beschleunigten grünen Übergang 60% betrage.

Energieintensive Portfolien

Da ein erheblicher Teil der Unternehmenskreditportfolios der Banken energieintensive Sektoren wie Elektrizität, Produktion, Bergbau oder Transport betreffe, sind sie nach Einschätzung der EZB anfällig. Sie machten 40% des Gesamtkreditportfolios der Finanzinstitute im Euroraum aus, heißt es. Die Konzentration ist hoch: Neun Zehntel des Kreditengagements in den energieintensiven Bereichen entfielen dabei auf weniger als 10% der Banken. Und die am stärksten betroffenen 10% der Banken mit dem höchsten Engagement in den betreffenden Sektoren stünden für ein Drittel der gesamten Kreditvergabe im Euroraum.

Die stärksten erwarteten Verluste würden sich auf einige wenige Banken konzentrieren. Bedeutende Institute müssten 2030 im Schnitt mit Verlusten in Höhe von 0,7% des gesamten Kreditengagements rechnen, und zwar sowohl im beschleunigten als auch im verzögerten Szenario. Im Szenario des verspäteten Übergangs wären es 0,9%.

Risiken steigen

Verzögerungen oder gar Tatenlosigkeit kämen alle Beteiligten teuer zu stehen, Kosten wie Risiken nähmen zu, so die EZB. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die Risiken und Kosten für die Wirtschaft und das Finanzsystem steigen. Auf dem Weg nach Paris ist eindeutig Tempo angesagt", mahnte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos in einem parallel veröffentlichten Blogeintrag. In der Pariser Klimakonferenz hatten sich 2015 die Staaten der Weltgemeinschaft das Ziel gesetzt, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, möglichst aber auf 1,5 Grad. 2021 hatte die EZB erstmals einen umfassenden Klimastresstest vorgenommen, der den Klimastresstest der EZB-Bankenaufsicht ergänzt. Die Aufseher haben ihren ersten Klimastresstest unter bedeutenden europäischen Banken 2022 veröffentlicht. Die nächste Übung steht 2024 an.

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