Zahlungssystem

EZB-Rat verschiebt Migration von Target2

Die EZB hat beschlossen, die Modernisierung des europäischen Zahlungsverkehrssystems vier Wochen vor dem Start zu verschieben. Ursprünglich sollte Target2 zum 21. November abgelöst werden.

EZB-Rat verschiebt Migration von Target2

wbr Frankfurt

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beschlossen, die Modernisierung des europäischen Zahlungsverkehrssystems (Target2) und die Integration weiterer Systeme vier Wochen vor dem Start zu verschieben. Ursprünglich sollte Target2 durch das neue T2 zum 21. November abgelöst werden. Jetzt ist der Wechsel für den 20. März 2023 geplant. In den zusätzlichen Monaten sollen die Nutzer mehr Zeit für die Durchführung von Tests haben, schreibt die EZB in einer Pressemitteilung.

Ende 2017 hatten EZB und die Zentralbanken der Eurozone die Weiterentwicklung der Zahlungsin­frastruktur initiiert, um den Zahlungsverkehr, die Wertpapierabwicklung sowie die Cybersicherheit zu verbessern. Die Umstellung kann nur in einem Schritt an einem Wochenende erfolgen (Big Bang). Der reibungslose Verlauf ist auch wichtig, weil es kein Rückfallsystem gibt. Über Target2 werden täglich Transaktionen von mehr als 1 700 Mrd. Euro abgewickelt.

Unsichere Lage

Die Verschiebung wird mit dem systemrelevanten Charakter der Zahlungsinfrastruktur begründet, die angesichts der geopolitischen Bedingungen und der volatilen Finanzmärkte besonderes Gewicht habe. Beim Übergang von Target2 auf T2 geht es nicht nur um eine neue Version des Eurozahlungssystems, sondern um die Integration von drei Abrechnungsverfahren. Die konsolidierte Plattform soll das Zahlungssystem und die vom Eurosystem betriebene Wertpapierabwicklungsplattform zusammenführen. Gleichzeitig wollte Swift im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr neue Formate einführen.

Die EZB berichtet außerdem von Schwächen in der Vorbereitung. Nutzer hätten ihre Tests nicht vollständig abschließen können, weil die Testumgebung nicht verfügbar war beziehungsweise es anfängliche Softwaremängel gegeben habe.

In der Finanzindustrie war das starre Festhalten der EZB am Novembertermin auf heftige Kritik gestoßen. Die in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) vereinten Bankenverbände hatten in einem an die Bundesbank gerichteten Schreiben von Anfang September Bedenken geäußert ob des Mammutprojekts. Schon zu dem Zeitpunkt hatte die DK darauf hingewiesen, dass die Tests nicht in vollem Umfang möglich seien. Dies sei besorgniserregend, so die Bankenvertreter.

Die Verbände der DK kündigten am Donnerstag an, Banken und Sparkassen sowie das Eurosystem bei der anstehenden weiteren Umsetzung zu unterstützen. Dazu soll es in den kommenden Tagen weitere Informationen geben. Auch Bundesbank und EZB teilten am Donnerstag mit, dass in den verbleibenden Monaten die Marktteilnehmer bei ihren letzten Vorbereitungen bestmöglich unterstützt werden.