EZB treibt Tagesgeldzins hoch
wbr Frankfurt
Nach dem Zinsanstieg am Kapitalmarkt hat der Wettbewerb der Banken um Kundeneinlagen wieder zugenommen. Die Direktbank DKB kündigte am Freitag an, den Tagesgeldzinssatz zum 1.Dezember auf 0,4% zu erhöhen. Die Tochter der BayernLB werde die Kondition auch für alle Bestandskunden zahlen. Wenige Tage zuvor hatte die ING Deutschland bekanntgegeben, dass sie ab dem 6. Dezember wieder 0,3% Zinsen auf das Tagesgeld zahlen werde. Die Bank führt aktuell rund 7,5 Millionen Tagesgeldkonten. Für Neukunden gibt es bei der ING ein Sonderangebot. Die größte deutsche Direktbank zahlt Neukunden 1% Bonuszins für vier Monate unter dem Motto: „Gönn Dir eine Extrawurst.“ Das Tagesgeldkonto heißt bei der ING „Extra-Konto“.
Die Zinserhöhung der ING war nach Einschätzung von Horst Biallo, Chef des Finanzportals biallo.de, die Initialzündung für den Markt. Nach dem Schritt der DKB würden nun die beiden größten Direktbanken wieder Zinsen für das Tagesgeldkonto zahlen. Biallo zufolge werde es aus dem Bereich der bundesweit tätigen Volksbanken innerhalb der nächsten zwei Wochen sogar ein Angebot mit 1,4% Zinsen für das Tagesgeld auf den Markt kommen. Schon jetzt seien seiner Einschätzung nach vermehrt Volks- und Raiffeisenbanken dabei, das Online-Anlagegeschäft zu entdecken. Als Beispiel nennt er VR-MeinFestgeld der Volksbank Mainspitze, ein Festgeldkonto mit je nach Laufzeit bis zu 2,15% Zinsen. Zinsexperte Max Herbst von FMH Finanzberatung sieht beim Festgeld einen noch größeren Zinserhöhungsschwung als bei Tagesgeld.
„Ich glaube nicht, dass das Tagesgeld die Spitzenzinsen von bis zu 5% aus 2009 wieder erreichen wird“, sagt Herbst. Dafür sei das Tagesgeld zu flexibel und Kunden würden zu schnell wechseln. Herbst geht davon aus, dass kommende Woche mit der nächsten EZB-Leitzinserhöhung weitere Banken neue Tagesgeldangebote auf den Markt bringen.
Nach Erhebung von FMH zahlt derzeit die DHB Bank mit 1,25% den höchsten Zins für Tagesgeld. Diesen Satz erhalten Neukunden für sechs Monate. Bei neuen Tagesgeldkonten seien mittlerweile sechs Banken in Deutschland bei einem Zins von 1% oder mehr angekommen.
