Darstellung der Bilanzrisiken

EZB überprüft Netting-Praxis der Deutschen Bank

Vorwürfe eines ehemaligen Mitarbeiters haben die Deutsche Bank ins Visier der EZB-Bankenaufsicht gerückt. Angeblich hat das Institut ihre Risikolage durch unzulässige Verrechnung von Verpflichtungen irreführend dargestellt.

EZB überprüft Netting-Praxis der Deutschen Bank

EZB überprüft Netting-Praxis der Deutschen Bank

Reuters Frankfurt

Die Deutsche Bank ist mit ihren Bilanzierungspraktiken einem Zeitungsbericht zufolge ins Visier der Europäischen Zentralbank (EZB) geraten. Die EZB prüfe Vorwürfe, wonach das Frankfurter Geldhaus Risiken in seiner Bilanz zu niedrig angesetzt und ein irreführendes Bild seiner Finanzlage gezeichnet haben könnte, berichtet die „Financial Times“ (FT) am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Ehemaliger Mitarbeiter erhebt Vorwürfe

Die Notenbank gehe dabei Anschuldigungen eines früheren Mitarbeiters der Deutschen Bank nach, der das Institut verklagt habe. Die EZB habe jedoch noch nicht entschieden, ob sie formelle Maßnahmen wie die Einleitung einer Untersuchung ergreifen werde.

Kern der Anschuldigungen sei die Nutzung sogenannter Netting-Praktiken, bei der mehrere finanzielle Verpflichtungen zusammengefasst und gegeneinander aufgerechnet werden, um das Kreditrisiko und die Kapitalanforderungen zu senken. In seinem Schreiben an die EZB habe der ehemalige Deutsche-Bank-Mitarbeiter laut „FT“ erklärt, die Bilanz sei „wesentlich durch aggressive Netting- und außerbilanzielle Buchungstechniken beeinflusst“.

Deutsche Bank verweist auf Rechnungslegungsstandards

Die Deutsche Bank teilte der „FT“ mit, sie wende das Netting in Übereinstimmung mit den relevanten Rechnungslegungsstandards und im Einklang mit der üblichen Branchenpraxis an. Wie die „FT“ weiter berichtet, hat die Bankenaufsicht in den vergangenen Monaten im Rahmen einer Bewertung der Kapitalregeln bei der Deutschen Bank Erkundigungen zu deren Netting-Praktiken eingeholt. Die EZB und die Deutsche Bank reagierten zunächst nicht auf Anfragen von Reuters um eine Stellungnahme.