Fahrplan für T+1 gewinnt Konturen
Fahrplan für T+1 gewinnt Konturen
Ausschuss präzisiert Schrittfolge auf dem Weg zu zügigerer Wertpapierabwicklung
fed Frankfurt
Die EU-Marktaufsichtsbehörde ESMA hat einen Fahrplan vorgelegt, der Europas Banken, Brokern und Investoren helfen soll, sich für den Übergang auf einen kürzeren Zyklus für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften zu rüsten. Zwar sind es noch 800 Tage bis zum Umstellungsdatum auf ein Settlement „T+1“. Allerdings sind weitreichende technologische Umstellungen erforderlich – und Dienstleistern, deren Quote an Fehlbuchungen in die Höhe schießt, drohen Kosten und Strafen.
Europas Gesetzgeber haben beschlossen, dass ab 11. Oktober 2027 Wertpapiergeschäfte am Tag nach ihrer Vereinbarung abgewickelt sein müssen – dass also dann die Wertpapiere geliefert und der ausstehende Betrag überwiesen sein muss. Ebenfalls im Oktober 2027 werden auch das Vereinigte Königreich und die Schweiz auf „T+1“ umstellen. Indien, die USA und Kanada haben diese Anpassung bereits hinter sich gebracht – übrigens weitgehend ohne schwerwiegende Störungen. Um auch in Europa einen reibungslosen Übergang auf den kürzeren Zyklus zu gewährleisten, hat die ESMA nun den Fahrplan einer Expertengruppe für die Vorbereitungen vorgelegt. Der EU-T+1-Industrieausschuss setzt sich aus Vertretern der Interessensverbände von Emittenten, Investoren, Intermediären und Marktinfrastrukturen zusammen. Mitglieder sind unter anderem die Kapitalmarktvereinigung AFME, der Fondsdachverband Efama oder auch die Bündnisse von Zentralverwahrern und Gegenparteien.
Zieltermine für einzelne Schritte
Im Bericht werden Zieltermine für mehr als 60 einzelne Umstellungen und Maßnahmen definiert, die zwischen heute und Oktober 2027 abgeschlossen werden müssen, beispielsweise die Automatisierung bestimmter Bearbeitungsprozesse. Die einzelnen Umsetzungsschritte betreffen vor allem Trading, Matching and Confirmation, Clearing und Settlement.
Die empfohlenen Schrittfolgen und Fristen sind an mehreren Zielen orientiert: Die aktuellen Abwicklungseffizienzraten sollen nicht sinken. Der vorgeschlagene Fahrplan soll die effiziente Nutzung von Liquidität ermöglichen. Alle Marktteilnehmer sollen in der Lage sein, die Fristen einzuhalten. Risiken für die Finanzstabilität und für die operative Resilienz der Systeme sollen so klein wie möglich gehalten werden. Und der Terminplan soll Puffer enthalten, um gegebenenfalls nachsteuern zu können.
Der Vorsitzende des T+1-Ausschusses, der Italiener Giovanni Sabatini, warnt vor einer Verengung des Blicks allein auf granulare Fragen der Umstellung. „Während die Verkürzung des Wertpapierabwicklungszyklus verschiedene technische und operative Fragen aufwirft, sollten wir auch die breitere Perspektive betrachten“, schreibt er im Vorwort des Berichts. Um Investitionen in Europas Kapitalmärkte zu fördern, seien „effiziente, wettbewerbsfähige und moderne Marktinfrastrukturen“ bedeutsam. Die Verkürzung des Zyklus sollte „als eine Komponente eines breit angelegten strategischen Ziels der EU gesehen werden: der Spar- und Investitionsunion“, betont Sabatini.