Private Markets Week 2025Mittelstand

Familienunternehmen nähern sich Private Equity

Das Verhältnis zwischen Familienunternehmen und Mittelständlern auf der einen sowie Private-Equity-Investoren auf der anderen Seite hat sich nach Meinung von Vertretern aus Beteiligungsgesellschaften fundamental verändert.

Familienunternehmen nähern sich Private Equity

Familienunternehmen nähern sich Private Equity

Nachfolgegeneration zeigt sich offen – Wunsch nach Diversifikation des Portfolios

Das Verhältnis zwischen Familienunternehmen und Mittelständlern auf der einen sowie Private-Equity-Investoren auf der anderen Seite hat sich nach Meinung von Vertretern aus Beteiligungsgesellschaften fundamental verändert. Treiber der Entwicklung ist das Interesse, das eigene Portfolio zu diversifizieren.

fed Kronberg

Fremdeln war gestern: Die Bereitschaft von Familienunternehmen und mittelständischen Firmen, mit Private-Equity-Gesellschaften zusammenzuarbeiten, ist in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen. Diese Beobachtung wurde von den Beteiligten des Mittelstands-Panels anlässlich der Private Markets Week 2025 der Börsen-Zeitung einvernehmlich geteilt. Timo Tauber, Managing Director der Viessmann Industries Holding, sprach in diesem Zusammenhang von einer neuen Offenheit der jungen Eigentümergeneration. So sei die Familie Viessmann beispielsweise eine strategische Partnerschaft mit KKR eingegangen, um den Windparkbetreiber Encavis zu übernehmen.

Corona als Beschleuniger

Aber auch über prominente Kooperationen wie Viessmann und KKR hinaus sei grundsätzlich eine Annäherung zwischen Mittelstand und Private Equity wahrzunehmen, wobei die Covid-Pandemie hier sogar als Beschleuniger gewirkt habe. Tom Alzin, Vorstandssprecher der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), sieht als Grund dafür vor allem den Wunsch nach Diversifikation des Portfolios. Viele Familienunternehmen realisierten, dass ihr Geld in einem Asset gebunden sei und seien deshalb ansprechbar für Anpassungen durch Transaktionen.

„Neue Erfolgsgeschichten“

Aus Sicht von Beteiligungsgesellschaften seien nicht nur traditionsreiche Mittelständler attraktiv, es gebe auch, wie Alzin es nennt, „neue Erfolgsgeschichten“. Als Beispiel verweist er auf die Nachhilfe-Filialkette Schülerhilfe, die mittlerweile an 3.000 Standorten präsent sei. Interessant seien Firmen, die in Nischensektoren agierten, in denen Präzision und die Ausbildung der Beschäftigten eine so wichtige Rolle spiele, dass die Qualität der Produkte und Dienstleistungen höhere Lohnkosten rechtfertige. Demgegenüber, so gab Viessmann-Industries-Holding-Vertreter Tauber zu bedenken, müssten sich Unternehmen grundsätzliche Fragen stellen, deren Produkte und Dienste sich zu „Commodities“ entwickelten und die deshalb in einen kaum zu bestehenden Skalierungswettbewerb mit Konzernen gezwungen werden.

Tauber lenkte das Augenmerk auf Investments in Technologien, deren langfristige Bedarfsgrundlage intakt ist, die also auf jeden Fall langfristig gebraucht werden, wie etwa Kühltechnik in Zeiten des Klimawandels. Wenn die langfristige Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen eines Unternehmens sicher sei, müsse das Investment auch nicht zwingend von Tag eins an Rendite liefern.

Personalaufbau wegen Regulierung

Prof. Gerd Merke, Leiter Kapitalanlage bei Euroroc, dem Verband der Europäischen und Internationalen Naturwerksteinwirtschaft, bestätigte, dass es auch nach seiner Einschätzung ausreichend attraktive mittelständische Unternehmen in Deutschland gebe. Der Mittelstand hierzulande sei nach wie vor wettbewerbsfähig. Beunruhigend sei indes die Tatsache, dass mittelständische Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit mehr Personal in der Verwaltung aufgebaut hätten als in der Produktion, um regulatorische Anforderungen zu bewältigen. Zudem zeige der Blick nach Frankreich, wie schwer es in Europa sei, notwendige Anpassungen bei Renten oder Arbeitskosten durchzusetzen.