Umfrage offenbart geringe Diversifikation

Family Offices bevorzugen Immobilien

Sehr vermögende Familien setzen 2025 auf Immobilien, insbesondere Mehrfamilienhäuser in Deutschland. Wie eine Umfrage von Kingstone Real Estate ergab, sind Aktien sind deutlich weniger beliebt.

Family Offices bevorzugen Immobilien

Family Offices bevorzugen Immobilien

Laut einer Umfrage halten für Familien tätige Vermögensverwalter nur wenig von Aktien – Mehrfamilienhäuser sind Dauerbrenner

tl Frankfurt

Sehr vermögende Familien investieren am liebsten in Mehrfamilienhäuser am Heimatmarkt. Eine Mehrheit will ihre bereits sehr hohen Immobilienquoten noch weiter ausbauen. Aktien sind als zweitgrößtes Asset weit abgeschlagen. Das ergab eine Umfrage bei 32 im Wesentlichen deutschen Family Offices durch den auf Immobilien spezialisierten Assetmanager Kingstone Real Estate.

Anders als Institutionelle

„Family Offices investieren grundlegend anders als klassische institutionelle Investoren, die deutlich andere Immobilienquoten aufweisen“, sagt Tim Schomberg, CEO und Co-Founder von Kingstone Re. „Das deckt sich auch mit unseren Gesprächen aus der Praxis.“ Laut Umfrage sind 56,5% des Nettovermögens in Immobilien gebunden. An zweiter Stelle folgen Aktien mit 19,4%. Cash und Anleihen sind weit abgeschlagen.

Vier von fünf Family Offices investieren direkt, immerhin drei von fünf gehen Joint Ventures mit anderen Family Offices ein oder machen Club Deals (zwei von fünf). Kaum gefragt sind Spezialfonds mit anderen institutionellen Investoren.

Büros an zweiter Stelle

Bei den Nutzungsarten liegen bei den Family Offices, wie auch bei den institutionellen Investoren allgemein, Mehrfamilienhäuser weit vorne. Auf sie entfällt etwas über ein Drittel (37,5%) des Immobilienvermögens. An zweiter Stelle folgen Büros mit 25%. „Interessant ist, dass auf Erneuerbare Energien nur 1,8% entfallen. Hier hätten wir mehr erwartet", sagt Schomberg.

Bei der geografischen Allokation fällt der sehr deutliche Home-Bias auf. „Im Durchschnitt liegen 88,3% des Portfolios in Deutschland. Nur 5,9% liegen in Europa ohne Deutschland und weitere 5,4% in den USA, bzw. Nordamerika“, kommentiert Philipp Schomberg, Co-Founder und Partner bei Kingstone Re und verantwortlich für die internationalen Investments des Hauses. „Oft ist diese Allokation historisch gewachsen – oft rund um den Sitz des Unternehmens oder zumindest in der Nähe."

Nur Große gehen ins Ausland

Auf die Frage nach den Gründen für das geringe Auslandsengagement verweist Schomberg auf die geringe Erfahrung bzw. Expertise und die Größe des Family Offices. Nach seiner Erfahrung wagen nur größere Family Offices den Schritt über die Grenzen. „Dennoch muss die Frage gestellt werden, ob der Deutschlandanteil aus Diversifikationsgesichtspunkten nicht viel zu hoch ist“, gibt er zu bedenken.

Trotz der schon vorhandenen starken Immobilienlastigkeit der Portfolios wollen die meisten Family Offices ihre Immobilien-Exposures weiter ausbauen. Bei 50% der Befragten soll das Immobilienvermögen in den kommenden zwölf Monaten leicht wachsen (Zunahme zwischen 0,0 und 10,0%). Bei 9,4% soll es stark wachsen (Zunahme um mehr als 10%). Ein weiteres Viertel will die Quote konstant halten. Dagegen wollen nur 15,7% die Quote entweder leicht (bis 10%) oder stark (mehr als 10%) reduzieren.

Wohnen bleibt

Auch in Zukunft liegt Wohnen im Fokus. „Wohnen Deutschland Bestand und Wohnen Deutschland Neubau stehen bei 60 bzw. 50% der Befragten in den kommenden zwölf Monaten auf der Einkaufsliste", stellt Tim Schomberg fest. „36,7% wollen vor allem in den vorhandenen Bestand investieren und 33,3% in Wohnen USA/Nordamerika. Alle anderen Nutzungsarten sind deutlich weniger gefragt. Ganz hinten auf der Liste stehen Büro USA, Einzelhandel Europa und Büro Europa.“

Bei der Entscheidung, ob in eine Immobilie investiert werden soll, spielt ganz klassisch die attraktive Lage die wichtigste Rolle. Mit geringem Abstand folgen die eigene Erfahrung in der Nutzungsart. Gleichauf liegen die Motive Inflationsschutz und Vermögenserhalt. Das sind nach Meinung von Schomberg auch die zentralen Gründe, warum Family Offices so stark auf Immobilien setzen. „Aber auch die langfristige Stabilität und Krisenresilienz spielen eine wichtige Rolle“, sagte er der Börsen-Zeitung: „Zudem können steuerliche Aspekte können hier mit herein spielen – Stichworte Abschreibung und steuerliche Geltendmachung von Finanzierungskosten.“

Bescheidene Renditeerwartungen

Bei den erwarteten Renditen sind die Family Offices eher bescheiden. Fast 40% erwarten Ausschüttungsrenditen zwischen 3,0 und 4,5% pro Jahr. 22% wünschen Renditen zwischen 4,5 und 6,0%. Nur ein Viertel erwartet Ausschüttungsrenditen von mehr als 6,0%. Ein Grund für die geringen Renditen dürfte der Deutschland-Schwerpunkt der Vermögen sein. Denn hierzulande werfen Wohnimmobilien vergleichsweise wenig ab. „Das erkennen immer mehr Family Offices und überlegen zunehmend im Ausland zu investieren“, stellt Schomberg fest.

Die Umfrage wurde vom 25. August bis 23. September 2025 unter 32 Family Offices durchgeführt. 43,8% der Befragten verwalten ein Nettovermögen von mehr als 500 Mill. Euro, weitere 12,5% verwalten zwischen 100 und 500 Mill. Euro.

Vermögensverwalter im Dienst wohlhabender Familien setzen weiterhin auf Immobilien – allen voran Mehrfamilienhäuser in Deutschland. Aktien spielen dagegen nur eine Nebenrolle. Laut einer Umfrage von Kingstone Real Estate wollen viele ihre ohnehin hohen Immobilienquoten sogar weiter ausbauen.