Schufa-Studie

Finanzvertrauen steigt im Alter deutlich

Menschen im frühen Ruhestand fühlen sich alles andere als finanziell ausgeschlossen. Tatsächlich nehmen sie am Finanzleben stärker teil als alle jüngeren Altersgruppen, wie eine Studie zeigt. Die Forscher zeigen sich überrascht.

Finanzvertrauen steigt im Alter deutlich

Finanzvertrauen steigt im Alter deutlich

Studie: Während junge Menschen im Finanzleben schlecht eingebunden sind, zeigen sich ältere Generationen souverän

Menschen im frühen Ruhestand fühlen sich alles andere als finanziell ausgeschlossen – tatsächlich nehmen sie am Finanzleben viel stärker teil als alle Altersgruppen nach ihnen, wie eine Studie der Auskunftei Schufa zeigt. Das Selbstvertrauen der älteren Menschen ist enorm. Das überrascht selbst die Forscher.

jsc Frankfurt

Ältere Menschen in Deutschland fühlen sich im Umgang mit Finanzen sicherer als jüngere Generationen: Die Gruppe der 65- bis 74-Jährigen – die älteste befragte Kohorte – attestiert sich im Durchschnitt eine höhere Finanzkompetenz als alle anderen Altersgruppen, ist mit den Angeboten der Finanzbranche weitaus zufriedener, vertraut den Verfahren viel stärker und sieht sogar seltener als junge Menschen Barrieren im Umgang mit Finanzen, wie eine Studie der Auskunftei Schufa und des Forschungsinstituts Ipsos zeigt. Das deutliche Ergebnis sei „äußert überraschend“, sagte Ipsos-Director Robert Grimm am Dienstag in einer Online-Präsentation.

Kluft zwischen Generationen

Die Tendenz zieht sich durch alle sechs Altersgruppen: Je älter, desto besser die Finanzinklusion. Die jüngste Altersgruppe zwischen 16 und 24 Jahren steht am Fuß der Untersuchung. Die Unterschiede sind dabei erheblich: 66,9 Punkte auf einer Skala von 0 bis 100 beträgt der errechnete Index der Finanzinklusion über alle Altersgruppen – je höher der Wert, desto besser. Die älteste Gruppe kommt auf 76,2, die jüngste Gruppe auf 51,5 Punkte, die übrigen Generationen finden sich in geordneter Reihenfolge dazwischen. Allerdings lässt die Studie offen, wie gut Menschen ab 75 Jahren am Finanzleben teilnehmen.

Insgesamt haben die Forschenden im März und April rund 3.000 Personen zwischen 16 und 74 Jahren befragt und aus etwa der Hälfte der Antwortbögen einen Index zur Finanzinklusion berechnet. Dazu zählt erstens die subjektive Zufriedenheit mit diversen Finanzprodukten, vom Bankkonto bis zum Wertpapierdepot (siehe Grafik). Zweitens erfasst die Studie die selbst wahrgenommene Kompetenz, also zum Beispiel, ob eine Person einen „guten Überblick“ über Einnahmen und Ausgaben behält oder sich sicher bei Kreditaufnahme und Kontoeröffnung fühlt.

Drittens fragten die Analysten das Vertrauen ab, also den Glauben an Sicherheit und Zuverlässigkeit von Bezahlverfahren, Krediten und Bankdienstleistungen. In der vierten Kategorie „Barrierefreiheit“ gaben die Befragten etwa an, ob eine Kontoeinrichtung reibungslos lief, die Website oder App einer Bank intuitiv verständlich ist oder ob Geldautomaten vor Ort stets zugänglich sind. In allen vier Gesamtkategorien sind die Menschen im Durchschnitt zuversichtlicher, je älter sie sind.

Nicht alles läuft glatt

Auch wenn ältere Menschen sich insgesamt fit für Finanzen fühlen, sind sie teilweise benachteiligt, wie die Studie warnt. Nahezu vier von fünf (79%) Personen in der obersten Altersgruppe können im Laufe eines Jahres mindestens ein Anliegen mit ihrer Bank nicht klären, wie aus den Angaben der Befragten hervorgeht. Über alle Altersgruppen hinweg beträgt der Wert lediglich 27%. Die junge Generation wiederum versteht die Sprache der Banken oft nicht, wie 20% der 16- bis 24-Jährigen erklärt. Die gesamte Bevölkerung kommt hier auf 10%.

Ansonsten zeigt die Studie ein vertrautes Muster: Wer gut gebildet ist, sorgenfrei auf die Haushaltsfinanzen blickt oder seine Digitalkompetenz als hoch einstuft, fühlt sich auch finanziell besser eingebunden, wie sich im Durchschnitt zeigt. Ein Unterschied zwischen Frau und Mann ist statistisch nachweisbar, aber gering. Gut einen Punkt beträgt der Vorsprung der Männer im Gesamtindex – auf einer 100-Punkte-Skala ein kleiner Unterschied.

Als größte Auskunftei in Deutschland steht die Schufa immer wieder in der Kritik – zuletzt nahm der Verein Bürgerbewegung Finanzwende das Unternehmen aufs Korn. Mit der fortan jährlichen Studie wolle die Schufa auch Lehren für das eigene Handeln ziehen, sagte Konzernchefin Tanja Birkholz. So will die Auskunftei in Kürze über die finanzielle Teilhabe behinderter Menschen berichten.

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