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Fingerle erhöht Schlagkraft der Allianz bei Infrastruktur-Deals

Von Michael Flämig, München Börsen-Zeitung, 3.10.2019 Infrastruktur-Finanzierungen sind für Christian Fingerle eigentlich ein vertrautes Terrain. Der Chief Investment Officer (CIO) von Allianz Capital Partners hat schließlich vor gut zehn Jahren...

Fingerle erhöht Schlagkraft der Allianz bei Infrastruktur-Deals

Von Michael Flämig, MünchenInfrastruktur-Finanzierungen sind für Christian Fingerle eigentlich ein vertrautes Terrain. Der Chief Investment Officer (CIO) von Allianz Capital Partners hat schließlich vor gut zehn Jahren das Infrastruktur-Team der Münchner in London aufgebaut und ist seit 2015 als CIO auch auf diesem Feld engagiert. Doch am Mittwoch betrat der 44-Jährige trotzdem Neuland im Geschäft mit Infrastrukturkapitalanlagen. Denn Allianz Capital Partners (ACP) hatte im März erstmals einen Fonds für externe Kunden geöffnet, und nun wurde das erste Closing bekanntgegeben. Institutionelle Investoren haben mehr als 600 Mill. Euro gezeichnet.Für Allianz Capital Partners ist dies ein großer Schritt. Es werden nicht nur neue Einkommensquellen erschlossen. Der Versicherer kann sich vor allem künftig größere Tickets leisten. Denn teilweise war die Allianz in der Vergangenheit bei großen Transaktionen nicht zum Zuge gekommen. “Dies war einer der Gründe, durch den Fonds unseren Marktzugang auch für andere Investoren zu öffnen”, erläuterte Fingerle im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Der Fonds, der zum finalen Closing ein Gewicht von 750 Mill. Euro haben soll, zielt auch auf Milliarden-Investments. Erstens wird die Allianz ebenfalls Geld in die Hand nehmen und so mindestens die Hälfte des Kapitals für jede Transaktion bereitstellen. Zweitens ermöglichten es zusätzliche Co-Investments, erläuterte Fingerle, im Bedarfsfall pro Transaktion auf gut 1 Mrd. Euro aufzustocken.Die Idee dieser Co-Investments: Anleger können gezielt zusätzliches Geld in einzelne Deals stecken. “Das Modell setzt sich immer mehr durch”, sagte Fingerle. Der Vorteil aus Sicht der Investoren: Sie könnten ihr Geld sofort anlegen sowie ihr Portfolio exakter und aktiver steuern. Außerdem seien die Gebühren niedriger. Aber auch die Allianz habe Vorteile: “Wir vergrößern nicht nur die Volumina, sondern dadurch auch die mögliche Auswahl an Unternehmen, in die wir investieren können.”Der Wirtschaftswissenschaftler, der 2004 nach der Promotion bei der Allianz einstieg und unter anderem als Assistent des damaligen Finanzvorstands Paul Achleitner arbeitete, will aber vermeiden, unter Investitionsdruck zu geraten. “Wir sind in einem Marktzyklus, der lange Zeit gut gelaufen ist”, sagte er. In dieser Lage gelte es, nachhaltig zu wachsen.Währenddessen muss sich Allianz Capital Partners neu sortieren, denn seit dem vergangenen Jahr ist ACP ein Teil von Allianz Global Investors (AGI). Für die Integration sei es essenziell, dass die Leute zusammenarbeiteten, sagte Fingerle: “Darum haben wir unsere Teams an den Standorten München und London zusammengezogen.” Umgezogen seien über 120 Beschäftigte, von ihnen gehöre rund die Hälfte dem Investment-Team an.Fingerle rechnet damit, dass ACP in den nächsten Jahren zwei bis drei weitere Fondsprodukte auflegen wird. Im nächsten Jahr sei ein Infrastruktur-Produkt geplant, das eine andere Strategie verfolge als der Allianz European Infrastructure Fund. Beispielsweise werde diese Strategie global agieren. In Deutschland allerdings konnte die Allianz noch nicht privates Kapital in größere öffentliche Infrastrukturprojekte investieren. “Wir dürfen nicht resignieren, sondern wollen weiter für öffentlich-private Partnerschaften werben”, erklärte Fingerle, der auch im Vorstand der Global Infrastructure Investor Association vertreten ist.