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Nur noch jeder zweite Mittelständler nutzt Bankfiliale

Firmenkunden suchen immer seltener ihre Berater in Banken und Sparkassen auf. Der persönliche Kontakt vor Ort leidet darunter, dass die Kommunikation via App, Mail und Telefon immer beliebter wird.

Nur noch jeder zweite Mittelständler nutzt Bankfiliale

Firmenkundengeschäft

Nur noch jeder zweite Mittelständler nutzt Bankfiliale

Persönlicher Kontakt nimmt weiter ab – Digitale Kommunikation gewinnt an Bedeutung – Firmenkunden stehen dennoch zu ihren Hausbanken

Firmenkunden suchen seltener ihre Berater in Banken und Sparkassen auf. Der persönliche Kontakt vor Ort leidet, weil Kommunikation via App, Mail und auch Telefon an Beliebtheit gewinnt, wie eine KfW-Erhebung zeigt. Trotzdem bleibt demnach die Beziehung zwischen Kunde und Hausbank von hoher Bedeutung.

fir Frankfurt

Die Zahl der Mittelständler, die Bankfilialen nutzen und die Häufigkeit, in der sie diese aufsuchen, hat weiter abgenommen. Dennoch spielt der persönliche Kontakt von Vertretern kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) zu ihren Hausbanken nach wie vor eine bedeutende Rolle, verdeutlicht eine Auswertung von Daten des KfW-Mittelstandspanels für das Jahr 2021. Dafür hatte das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag der KfW zwischen Februar und Juni 2022 insgesamt 10.800 deutsche Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 500 Mill. Euro befragt.

Besuchsfrequenz sinkt

Vertreter von 1,88 Millionen Unternehmen und somit nur noch von jedem zweiten mittelständischen Unternehmen hierzulande haben demnach im Jahr 2021 einen Termin in einer Bank oder Sparkasse wahrgenommen. Zwei Jahre zuvor waren es 57% und 2017 noch 65% bzw. 2,44 Millionen gewesen. Auch die Frequenz der Besuche nahm ab: Im Schnitt wurden 2021 Zweigstellen 3,41-mal aufgesucht – 2017 war es 3,85-mal, und 2019 war der Wert leicht auf 3,92 gestiegen. Obwohl die zuletzt ermittelte durchschnittliche Gesamtzahl von etwa 6,43 Millionen Geschäftsterminen von Banken mit KMU den Angaben zufolge gegenüber 2019 um rund 2 Millionen geschrumpft ist, stuft die KfW den Stellenwert persönlicher Interaktion als weiterhin hoch ein.

Informationsvorteile sparen Geld

Das sei den beiderseitigen Informationsvorteilen zu verdanken, die ihnen hauptsächlich bei komplexeren Finanzierungen und Dienstleistungen, etwa in internationalen Geschäften oder bei Unternehmensnachfolge-Regelungen zugute kämen. „Gewachsene Beziehungen zwischen Unternehmen und Kreditinstitut helfen, grundsätzliche Informationsasymmetrien zu reduzieren. So ist es insbe-
sondere bei Kreditverhandlungen für Kapitalgeber mitunter schwierig, die Erfolgschancen zu finanzierender Projekte einzuschätzen“, befindet die KfW. „Das Resultat können Risikoaufschläge beim Zins sein, erhöhte Anforderungen an Sicherheiten oder ganz allgemein ein geringeres oder teureres Kapitalangebot.“ Persönliche Kontakte reduzierten derlei Kosten, heißt es. Darüber hinaus könnten Hausbanken besser einschätzen, wie es etwa um Managementfähigkeiten, Verlässlichkeit, Risikofreude oder Ziele eines Unternehmers bestellt ist – allesamt Faktoren, die in die Kreditbeurteilung einfließen. Mittelständische Betriebe sind laut Erhebung nach wie vor stark an ihre Hausbanken gebunden und vertrauen ihnen in Finanzierungsbelangen. 93% aller Filialkontakte liefen 2021 über sie und damit sogar ein Prozentpunkt mehr als noch 2017.

Corona beschleunigt Wandel

Dass die Frequentierung der Filialen abnimmt, sei vor allem der wachsenden Bedeutung digitaler Kommunikationskanäle geschuldet, heißt es. Dieser Prozess sei bereits vor der Coronakrise zu beobachten gewesen, durch die Pandemie aber beschleunigt worden. Hatten 2019 noch 38% der für den KfW-Mittelstandspanel befragten mittelständischen Unternehmen von weniger persönlichen Kontakten mit ihren Bankberatern berichtet, so sagten dies zwei Jahre später schon 44%.

Zugleich greifen die Firmenkunden zunehmend auf digitale Mittel und das gute alte Telefon zurück, um mit ihrer Bank in Kontakt zu treten. Jede dritte Firma hat angegeben, häufiger Bankapps genutzt zu haben, das entspricht einem Zuwachs von 13 Prozentpunkten gegenüber 2019. 52% und damit 12 Prozentpunkte mehr als zwei Jahre zuvor, sagten, E-Mails zu nutzen, und 36% bemühen das Telefon (plus 10%). „Die Filialnutzung geht zurück, die digitale Kommunikation zwischen Mittelstand und Bank nimmt zu“, kommentiert KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib laut Mitteilung. „Trotzdem bleibt angesichts von insgesamt fast sechseinhalb Millionen Filialbesuchen der Stellenwert persönlicher Interaktion weiter hoch.“

15 Minuten zur nächsten Filiale

Geht es nach den Aussagen der befragten Mittelständler, hat der Filialabbau keine größeren Auswirkungen auf die Erreichbarkeit der nächsten Niederlassung. Im Schnitt seien 15,5 Minuten vonnöten, um die nächste Filiale der Hausbank zu erreichen und damit trotz der Vielzahl an Filialen, die mittlerweile geschlossen wurden, nur minimal weniger als 2019, als es 15,2 Minuten waren. Auch zwischen Stadt und Land liegen keine Welten: 16,2 Minuten wendet ein Firmenkunde im ländlichen Raum auf, 15 Minuten in urbanen Gefilden. Im Osten Deutschlands werden die Wege in der Regel wegen der geringeren Filialdichte weiter. In Sachsen oder Sachsen-Anhalt werden knapp 20 Minuten fällig, in Mecklenburg-Vorpommern nahezu 29 Minuten.

Wertberichtigt Seite 2