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FlatexDegiro zeigt sich zuversichtlich

Kunden kommen auf die FlatexeDegiro-Plattform, um zu handeln und nicht, um dort Zinsen zu kassieren, sagt CEO Frank Niehage. Und die Zahlen geben ihm recht: Was an Geldern reinkommt, wird von den Kunden direkt investiert.

FlatexDegiro zeigt sich zuversichtlich

Beim Online-Broker FlatexDegiro hat sich das branchenweit gedämpfte Niveau im Wertpapierhandel auch im zweiten Quartal fortgesetzt. Die Zahl der abgewickelten Transaktionen ging um 18,5% auf 13,2 Millionen zurück, was in eine Abschwächung der Provisionserträge um 18% auf 52,7 Mill. Euro mündete. Dafür herrscht beim Zinsergebnis eitel Sonnenschein: Diese wurden auf 32,4 Mill. Euro nahezu verdoppelt gegenüber dem Vorjahreszeitraum, für die ersten sechs Monate summieren sie sich auf 59 Mill. Euro.

Saisonale Effekte

Vorstandschef Frank Niehage und Deputy CEO & COO Muhamad Chahrour gehen davon aus, dass sich im zweiten Halbjahr eine Belebung ergibt nach dem saisonal wegen weniger Handelstage immer schwächeren zweiten Quartal ergebe, so der CEO gegenüber der Börsen-Zeitung. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigen Niehage und sein scheidender Deputy CEO: Der bereinigte Umsatz soll etwa 380 Mill. (189 Mill. per Ende Juni) Euro erreichen, die bereinigte Marge für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei über 40% (33,7% per Ende Juni) liegen. Die Aktie ging mit einem Minus von 7,3% bei 8,79 Euro aus dem Handel.

Einmalige Aufwendungen

Niehage verweist darauf, dass es im ersten Halbjahr einmalige Aufwendungen gab, die sich nicht wiederholen würden. In Italien musste FlatexDegiro vorab eine Strafe von 4 Mill. Euro zahlen wegen der Beschwerde eines Wettbewerbers zur Währungsumrechnung bei Dollar-Transaktionen bzw. wenn der Kunde keine Dollarkonten hat, berichtet der CEO. In Italien gebe es die Besonderheit, dass man diese Strafe sofort zahlen müsse und erst dann dagegen klagen könnte. Das tut man nun und ist zuversichtlich, zumindest den Großteil der Summe zurück zu kriegen. “Wir gehen nicht davon aus, hier etwas falsch gemacht zu haben. Das ist der Marktstandard.”

Trainingslager am Tegernsee

Zum anderen gibt es auf der Kostenseite niedrig hängende Früchte: Das Sponsoring für den FC Sevilla endet bald und beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach geht man in die letzte Saison als Haupt- und Trikotsponsor und bleibt dem Club dann wie geplant als Co-Sponsor erhalten. Niehage und Chahrour weilen grad im Trainingslager der Borussia am Tegernsee und begleiten das Geschehen vor Ort.

“Für mich persönlich ist es sehr wichtig, dass wir diese wesentlichen Feststellungen der BaFin bis zu meinem Ausscheiden Ende 2023 abgearbeitet haben.”

Muhamad Chahrour

Die beiden gehen davon aus, dass wesentliche BaFin-Feststellungen bald erledigt sind. FlatexDegiro habe beanstandete Prozesse im Degiro-Wertpapierkreditgeschäft inzwischen automatisiert. Für den September sei der Abschluss der Stichprobenprüfung des Sonderbeauftragten zu erwarten, man wolle der Prüfung aber nicht vorgreifen. “Für mich persönlich ist es sehr wichtig, dass wir diese wesentlichen Feststellungen der BaFin bis zu meinem Ausscheiden Ende 2023 abgearbeitet haben,” so Chahrour.

“Das Problem haben wir als Erfinder der flat fee nicht.”

Frank Niehage

Das nunmehr so gut wie beschlossene Verbot für Payment For Order Flow (PFOF) tangiert die beiden nicht weiter, man habe sich zu 99% davon unabhängig gemacht und freue sich darüber, dass damit und dem Börsenticker der harmonisierte Kapitalmarkt in Europa gefördert werde. Den Neobrokern prophezeit Niehage schwere Zeiten, müssten sie sich doch das aktive Einverständnis für jede einzelne Preiserhöhung beschaffen. “Das Problem haben wir als Erfinder der flat fee nicht,” sagt Niehage.

Was reinkommt wird investiert

Nachklappern bei Zinsangeboten will FlatexDegiro nicht. “Wir haben Einlagen von 3,5 Mrd. Euro, davon sind 2,5 Mrd. Euro direkt bei der Bundesbank deponiert. Das heißt, wir sind da sehr sicher aufgestellt und müssen nichts hedgen. Und bei uns ist es so, dass die Kunden schon immer ihre Gelder direkt investieren und nicht für Zinsen parken.” Die auf der Plattform verwahrten Vermögenswerte per Ende Juni belaufen sich auf 47,8 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr betrugen die Nettozuflüsse 2,9 Mrd. Euro, wovon die Kunden direkt über 90% reinvestierten.

FlatexDegiro xxxx

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

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