ESG

Fonds gehen Steuer­vorteile flöten

Bloomberg London – In der weltgrößten Hochburg für ESG-Vermögensverwalter ist es Firmen nicht möglich gewesen, von einer Steuererleichterung zu profitieren, die eigentlich ihre Bemühungen um nachhaltigere Investitionen belohnen soll. Luxemburg...

Fonds gehen Steuer­vorteile flöten

Bloomberg London – In der weltgrößten Hochburg für ESG-Vermögensverwalter ist es Firmen nicht möglich gewesen, von einer Steuererleichterung zu profitieren, die eigentlich ihre Bemühungen um nachhaltigere Investitionen belohnen soll. Luxemburg bietet Steuererleichterungen für Publikumsfonds an, die davon abhängen, wie viel des jeweiligen Portfolios der europäischen grünen Taxonomie entspricht. Laut Analysten von Goldman Sachs ist dies das erste Beispiel für einen direkten finanziellen Anreiz für Investoren, das EU-Regelwerk für nachhaltiges Investieren zu befolgen. Richtig umgesetzt dürfte es mehr Geld in ESG-Fonds lenken.

Das Problem ist, dass es noch nicht genügend verlässliche Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten von Portfoliounternehmen gibt. Als Folge ist es schwierig für Fondsmanager, ihre ESG-Arbeit entsprechend den Anforderungen zu dokumentieren. Investmentfirmen können bisweilen nicht nachweisen, dass sie die Art von nachhaltigen Allokationen vornehmen, die eine Steuervergünstigung auslösen würden, sagte Dario Zambotti, Direktor bei Deloitte, der auf Dienstleistungen im Bereich Nachhaltigkeit spezialisiert ist.

„Es ist für Vermögensverwalter sehr schwierig, eine solide Analyse ihres Portfolios durchzuführen und Ergebnisse zu erzielen, auf deren Grundlage ein Wirtschaftsprüfer eine angemessene Zusicherung geben könnte“, so Zambotti. Auf dem Spiel stehen bis zu 260 Mill. Euro an jährlichen Vergünstigungen für in Luxemburg registrierte nachhaltige Fonds, sagte er. „Gegenwärtig ist das Verfahren mit hohem Informations- und Arbeitsaufwand verbunden, birgt hohe Reputationsrisiken und führt möglicherweise zu lediglich begrenzten wirtschaftlichen Einsparungen“, erklärte Zambotti.

Luxemburger Publikumsfonds un­terliegen im Allgemeinen einer jährlichen Zeichnungssteuer von 0,05% auf ihren Nettoinventarwert. Fonds, die nachweisen können, dass ihre Portfolios mit der grünen Taxonomie der EU übereinstimmen, können diesen Satz auf bis zu 0,01% senken. Die Regelung kann somit nachhaltigere Investitionen incentivieren und darüber hinaus die Attraktivität Luxemburgs als Standort für grüne Geldgeber erhöhen.

Eine Sprecherin des luxemburgischen Finanzministeriums lehnte es ab, Einzelheiten über die Anzahl der Fonds, die die Steuererleichterung beantragt haben, zu nennen. Im Allgemeinen, so sagte sie, verzeichne der Markt für nachhaltige Fonds in Luxemburg „weiterhin signifikantes Wachstum“. 2021 sei etwa ein Drittel europäischer ESG-Vermögenswerte in Luxemburg verwaltet worden, auf das auch 38% der Nettozuflüsse in nachhaltige Fonds entfielen.