Investmentbranche

Fonds in Deutschland nähern sich Spitzenabsatz

Mit netto 110 Mrd. Euro im ersten Halbjahr floss so viel Geld in Fonds wie seit 2015 nicht mehr. Die Helaba sticht mit Spezialfonds hervor, die Deka und Société Générale stehen hier unter Druck.

Fonds in Deutschland nähern sich Spitzenabsatz

jsc Frankfurt

Die Fondsbranche hat im ersten Halbjahr so viel Geld eingesammelt wie selten zuvor: Von Anfang Januar bis Ende Juni flossen der Branche über alle Anlagekategorien hinweg gut 110 Mrd. Euro zu. Das ist fast genauso viel wie im Ausnahmejahr 2015, als allein in der ersten Jahreshälfte knapp 111 Mrd. Euro zusammengekommen waren, wie der deutsche Fondsverband BVI berichtet. Nicht nur Spezialfonds, sondern auch Publikumsfonds erzielten dabei Zuflüsse im zweistelligen Milliardenbereich. Das Segment der freien Mandate hingegen, also der Vermögen ohne Fondshülle, verzeichnete wie seit Jahren üblich Abflüsse (siehe Tabelle).

Das starke Neugeschäft ist dabei in tendenziell margenstarke Produktkategorien geflossen. Aktienfonds sind mit mehr als 35 Mrd. Euro so gefragt wie seit 2000 nicht mehr und selbst nach Abzug der Zuflüsse in neu geschaffene ETF-Anteile war der Nettoabsatz mit mehr als 19 Mrd. Euro immer noch vergleichsweise hoch – auch wenn das Geschäft insgesamt im zweiten Quartal leicht an Fahrt verloren hat. Auch Mischfonds erreichen mit knapp 17 Mrd. Euro im ersten Halbjahr wieder ein etwas höheres Niveau, wenngleich der Zustrom von 24 Mrd. Euro im Jahr 2015 außer Reichweite blieb. Rentenfonds spielen im Neugeschäft fast keine Rolle mehr.

Das verwaltete Vermögen aus Deutschland steht bei 4,09 Bill. Euro, ein Fünftel mehr als Ende 2019. Die Hälfte entfällt auf Spezialfonds, ein Drittel auf Publikumsfonds, ein knappes Sechstel auf freie Mandate. Geschlossene Fonds fallen mit weniger als 1% nicht ins Gewicht.

Bewegung in Spezialfonds

Das Neugeschäft der Publikumsfonds gleicht dabei den nicht mehr ganz so starken Absatz von Spezialfonds aus. Von Adresse zu Adresse zeigt sich hier jedoch ein unterschiedliches Bild: Mit netto 27,4 Mrd. Euro im ersten Halbjahr hat keine Gesellschaft so viel Geld über Wertpapier-Spezialfonds eingesammelt wie die Helaba Invest. Die sonst häufig führenden Adressen HSBC Deutschland mit ihrer Spezialgesellschaft Inka sowie Universal-Investment stehen mit 20,5 Mrd. Euro und 11,6 Mrd. Euro ebenfalls weit oben. Die DekaBank, die den Wegfall eines großen Mandats angekündigt hatte, verlor netto 5,8 Mrd. Euro im ersten Halbjahr, die Société Générale steht mit ihrer Tochter Securities Services sogar mit einem Negativabsatz von 19,8 Mrd. Euro in der Statistik.

Im Publikumsgeschäft hebt die Flut derweil fast alle Boote: Ohne Immobilienfonds gerechnet steht die DWS mit 18,2 Mrd. Euro an der Spitze, was sie auch ihrem ETF-Geschäft verdankt. Allianz Global Investors folgt mit 10,0 Mrd. Euro, Union Investment mit 9,2 Mrd. Euro und die Deka-Gruppe mit 3,6 Mrd. Euro. Universal-Investment, die für Dritte die Fondshülle bereitstellt, sticht mit 5,1 Mrd. Euro hervor, wozu die neu übernommene irische Fondsplattform des Bankhauses Metzler zählt.

Grünes Etikett rege vergeben

Mit der EU-Offenlegungsverordnung steigt das Volumen der als nachhaltig klassifizierten Publikumsfonds: Zur Jahresmitte liegen hier laut BVI rund 361 Mrd. Euro, während es Ende des vergangenen Jahres noch 147 Mrd. Euro waren. Zum Teil entfällt der Zuwachs auf Wertgewinne, doch sind zugleich auch viele Fonds als nachhaltig klassifiziert, die zuvor noch als konventionelle Produkte vermerkt waren. Allein im zweiten Quartal entfielen 33% des Neugeschäfts offener Publikumsfonds auf nachhaltige Produkte, auch wenn sie gemessen am Fondsvolumen nur auf 19% kommen.

Fondsabsatz in Deutschland
1. Halbjahr
in Mrd. Euro20212020
Publikumsfonds57,04,8
 Aktienfonds35,3−2,4
 Mischfonds16,94,6
 Rentenfonds1,11,6
Immobilienfonds4,05,2
Spezialfonds57,333,1
Geschlossene Fonds2,72,0
Vermögen außerhalbvon Investmentfonds     −6,6     −1,4
insgesamt110,438,5
Quelle: BVI Börsen-Zeitung
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