Förderbanken auch in Niedrigzinsphasen wichtig
Warum braucht es in der anhaltenden Niedrigzinsphase überhaupt noch Förderbanken? Diese Frage wird derzeit immer wieder gestellt. Die Kritiker führen an, dass es dem Mittelstand im Freistaat – dem Fundament der bayerischen Wirtschaft – gut geht und die Eigenfinanzierungskraft der Unternehmen hoch ist. Zudem bedinge der Preiswettbewerb unter den rund 1 900 Kreditinstituten in Deutschland aufgrund der hohen Einlagenüberschüsse günstige Finanzierungsmöglichkeiten. Unter diesen Rahmenbedingungen seien zinsgünstige Förderdarlehen obsolet, denn das Geld werde den Unternehmen ohnehin hinterhergetragen. Diese Auffassung teile ich nicht. Förderbanken werden auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld gebraucht, sie sind gefragte Finanzierungspartner. Das lässt sich volkswirtschaftlich begründen und auch zahlenmäßig belegen. AllwetterbankenFörderbanken sind Partner des Mittelstands sowohl in konjunkturell guten als auch in schlechten Zeiten. Sie sind Allwetterbanken: Durch ihr Angebot können zum einen volkswirtschaftliche Krisen abgemildert werden. Das haben Förderbanken zuletzt in der Finanz- und Wirtschaftskrise eindrucksvoll bewiesen, indem sie eine Kreditklemme verhindert haben. Zugleich schaffen Förderbanken eine Chancengleichheit auf der Finanzierungsseite zugunsten von Gründern und kleinen und mittelständischen Unternehmen. Im Gegensatz zu Großunternehmen kann sich der Mittelstand nicht am Kapitalmarkt finanzieren und ist auf Eigenfinanzierung oder Bankkredite angewiesen. Mit Hilfe von Förderkrediten können die Betriebe diese Nachteile bei der Finanzierung von Investitionen ausgleichen. Dieser Ausgleich von strukturellen Finanzierungsnachteilen ist die DNA der Förderbanken. So können neue und zukunftsweisende Arbeitsplätze entstehen.Hinzu kommt, dass bei nicht ausreichenden Sicherheiten eine Finanzierung eines neuen Vorhabens ohne eine Förderbank an der Seite gar nicht erst zustande kommt. Diese Hürde bei der Kreditaufnahme besteht gerade bei kleinen und jungen Unternehmen sowie bei innovativen Projekten unabhängig von einer guten Eigenfinanzierungskraft. Hier sind werthaltige Sicherheiten häufig kaum vorhanden, so dass eine positive Kreditentscheidung der Hausbank oft schwerfällt.Die LfA Förderbank Bayern springt mit Risikoübernahmen in Form von Haftungsfreistellungen, Bürgschaften und Garantien ein und öffnet damit den Kreditzugang. Wesentlicher Grundpfeiler des Fördergeschäfts ist das sogenannte Hausbankprinzip. Förderbanken sind wettbewerbsneutraler Finanzierungspartner der Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken, über die die Förderkredite beantragt und ausgezahlt werden. Über eine Risikoentlastung können wir bis zu 80 % des Kreditrisikos der Hausbank übernehmen. Das kann eine positive Kreditentscheidung bewirken und so einem unternehmerischen Vorhaben zur Umsetzung verhelfen. Günstige KonditionenNeben der Möglichkeit von Risikoübernahmen zeichnet sich das Kreditangebot von Förderbanken durch günstige Zinssätze, lange Laufzeiten oder bereitstellungsfreie Zeiten aus. Auch bei einem Zinstief am Kapitalmarkt liegen die Zinssätze von Förderkrediten unter denjenigen am freien Markt. Ein Förderkredit ist also günstiger als ein normaler Bankkredit. Denn nur Unternehmen mit Top-Bonität und ausreichend werthaltigen Sicherheiten erhalten Top-Konditionen am Markt. Ansonsten gelten auch im aktuellen Umfeld Zinssätze von 3, 4 oder mehr Prozent. Da schaffen zinsgünstige Förderkredite Planungssicherheit bei der Finanzierung von Investitionsvorhaben mittelständischer Betriebe, die sich diese Konditionen für lange Laufzeiten sichern können.Natürlich erschwert das anhaltende Zinstief am Kapitalmarkt auch das Fördergeschäft. Weiterhin gilt, dass das Förderangebot unbürokratisch, schlank und einfach gestaltet sein muss. Daran hat die LfA in den letzten Jahren intensiv gearbeitet und insbesondere die Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer und etablierte Unternehmen attraktiver gestaltet. In der Niedrigzinsphase kommt aber hinzu, dass das Angebot – wie schon so oft in der Vergangenheit – an das veränderte Umfeld weiter angepasst werden muss. Die Lösung sind beispielsweise Tilgungszuschüsse, die in der Wohnungsbauförderung ein bewährtes Instrument und förderpolitisch anerkannt sind. Noch in diesem Jahr wird die LfA bei einem ersten Produkt Tilgungszuschüsse für den Mittelstand einführen. Thema DigitalisierungAls Förderbank passen wir uns seit unserer Gründung im Jahr 1951 stets an die strukturellen Herausforderungen der jeweiligen Zeit an. Dabei haben wir immer die Bedürfnisse der Wirtschaft im Fokus. Ob es um die Energiewende, den Breitbandausbau oder die Digitalisierung geht, Förderbanken fungieren als Partner und machen eine Umsetzung oft erst möglich. Das gilt selbstverständlich unabhängig vom Zinsumfeld. Gerade die Digitalisierung ist im Fördergeschäft eines der zentralen Themen unserer Zeit. Eine große ChanceDie neuen Technologien sind eine große Chance für die bayerischen Unternehmen. Die Digitalisierung bringt in vielen Branchen und Betrieben deutlich mehr Flexibilität, Effizienz und Steuerungsmöglichkeiten. Für die Unternehmen geht es darum, Produkte, Dienstleistungen und Prozesse digital zu transformieren und die IT-Sicherheit zu verbessern, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Für die damit verbundenen Investitionen ist entsprechendes Kapital erforderlich.Die LfA steht dem bayerischen Mittelstand bei der Finanzierung seiner Digitalisierungsvorhaben mit einem umfassenden Angebot zur Seite, das im letzten Jahr um den Digitalkredit als weitere Darlehensförderung ausgebaut wurde. Damit flankieren wir die Zukunftsstrategie “Bayern Digital” der Bayerischen Staatsregierung und ergänzen die staatliche Zuschussförderung. Zugleich befinden wir uns als Förderbanken selbst in einem digitalen Transformationsprozess.In einer zunehmend digitalen Welt stehen wir veränderten Kundenbedürfnissen gegenüber. Es geht um eine webbasierte Antragstellung von Förderkrediten, um eine internetbasierte Abwicklung des Bestandsgeschäfts, um die Automatisierung von Prozessen sowie digitale Zusatztools für unsere Kunden. Das kommt der bayerischen Wirtschaft zugute.Förderbanken werden unabhängig von der Konjunkturlage oder dem Zinsumfeld gebraucht. Mit ihrem Förderangebot sind sie Motor für Veränderung und Wachstum und stiften so volkswirtschaftlichen Nutzen. Die Wirtschaft kann zielgenau gestärkt, Arbeitsplätze können gesichert und neue Stellen können geschaffen werden. Das gilt auch in einer Niedrigzinsphase, wie das abermals hohe Neuzusagevolumen der LfA im letzten Jahr zeigt: 2,5 Mrd. Euro an zugesagten Darlehen für die bayerische Wirtschaft sprechen für sich. Darunter sind allein über 1 400 Vorhaben im Bereich Gründung und Unternehmensnachfolge, die ohne eine Förderung oft wenige Realisierungschancen gehabt hätten. Gründungsboom in EuropaÜbrigens erlebt das deutsche Förderbankenmodell in Europa einen regelrechten Gründungsboom: In der Adaption des deutschen Förderbankensystems sehen viele europäische Staaten vermehrt die richtige Antwort zur Bewältigung ihrer ökonomischen Fragestellungen. Unseren staatlichen Auftrag werden wir daher auch in Zukunft zum Wohle der bayerischen Wirtschaft wahrnehmen. In guten wie in schlechten Zeiten.—Otto Beierl, Vorstandsvorsitzender der LfA Förderbank Bayern und stellvertretender Präsident des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB)