Französische Charme-Offensive

Paris umwirbt die Brexit-Banker

Französische Charme-Offensive

dpa-afx Paris/London – Wenn der französische Wirtschaftsstaatssekretär Benjamin Griveaux kommende Woche nach London reist, tritt er als Verkäufer auf. “Diese Reise wird wie eine ,Roadshow` organisiert, so wie ein Unternehmenschef, der seine Aktionäre trifft, um sie von seiner Strategie zu überzeugen”, sagte der Politiker der Zeitung “Le Monde”. Das Ziel: Finanzgrößen der Londoner City zu überzeugen, Paris als EU-Standbein für die Zeit nach dem Brexit zu wählen.Ungeachtet des Konkurrenzkampfs mit Frankfurt hat nun Arnaud de Bresson, ein führender Vertreter des Finanzplatzes Paris, für eine engere Zusammenarbeit mit dem Finanzzentrum Frankfurt plädiert. “Ich denke, die wahre Frage ist die der Komplementarität zwischen Paris und Frankfurt und der stärker zu entwickelnden Kooperation”, sagte der Generaldelegierte von Paris Europlace. Die Organisation vertritt die Interessen des Finanzplatzes.”Die Strategie, die wir verfolgen und dem Platz Frankfurt und Deutschland vorschlagen wollen, ist, im Kontext des Brexit die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen europäischen Kapitalmarktunion zu beschleunigen”, so de Bresson. Dieser Begriff bezeichnet eine geplante engere Verzahnung der Märkte in der EU mit dem Ziel, privates Kapital für Investitionen zu aktivieren. De Bresson hält dabei große Übereinstimmungen zwischen Deutschland und Frankreich für möglich: “Denn ich glaube, dass wir die gleiche Vision der Notwendigkeit haben, einen Finanzplatz zu schaffen, der den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Unternehmen dient.”Paris und Frankfurt, aber auch Dublin, Amsterdam und Luxemburg buhlen um mögliche Stellenverlagerungen. Als Trumpf sehen die Verantwortlichen in der französischen Hauptstadt ihren neuen wirtschaftsfreundlichen Präsidenten. Die Wahl von Emmanuel Macron habe viel dazu beigetragen, das internationale Image zu verbessern, sagte de Bresson. “Wir hatten bis vor einigen Monaten das Problem, dass Frankreich unter einem wenig attraktiven Image in Regulierungs- und Steuerdingen litt”, meint er.Dabei war bereits zuvor umgesteuert worden. Schon unter Macrons Vorgänger François Hollande, der die Finanzwelt 2012 noch zu seinem Feind erklärt hatte, taten sich Sozialisten und Konservative in ungewöhnlicher Eintracht zusammen, um Paris für Finanzunternehmen aufzuhübschen. Die neue Regierung geht in ihrem Reformkurs noch weiter: Unter anderem sind eine Absenkung der Unternehmenssteuer auf den europäischen Durchschnitt und eine Abschaffung der Vermögensteuer auf Aktien angekündigt. Mit London mithaltenUnd dann ist da natürlich die Stadt selbst. “Ich glaube, Paris ist die einzige europäische Metropole, die im Hinblick auf die Dichte des bestehenden wirtschaftlichen Gefüges und die großstädtische Lebensart mit London mithalten kann”, sagte Marie-Célie Guillaume. Sie leitet die öffentliche Gesellschaft Defacto, die das große Geschäftsviertel La Défense verwaltet. Dort herrscht Optimismus: Sieben neue Bürotürme sind geplant oder bereits im Bau. “Das zeigt auch, dass die Investoren an die Zukunft von La Défense glauben.”Mit einer humorvollen Kampagne hatte Guillaume Ende 2016 für Aufsehen gesorgt. Ihre Gesellschaft ließ in London Werbeplakate mit dem ironischen Wortspiel “Tired of the fog? Try the frogs!” (Den Nebel satt? Versuchen Sie die Frösche!) anbringen – eine Anspielung auf das britische Wetter und den Spitznamen der Briten für die Franzosen.