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Fraser erste Vorstandschefin an der Wall Street

Von Norbert Kuls, New York Börsen-Zeitung, 11.9.2020 Jane Fraser wird die erste Frau an der Spitze einer großen US-Bank. Die erfahrene Managerin, derzeit Leiterin des globalen Privatkundengeschäfts der Citigroup, wird ab kommenden Februar dem...

Fraser erste Vorstandschefin an der Wall Street

Von Norbert Kuls, New YorkJane Fraser wird die erste Frau an der Spitze einer großen US-Bank. Die erfahrene Managerin, derzeit Leiterin des globalen Privatkundengeschäfts der Citigroup, wird ab kommenden Februar dem langjährigen Citi-Vorstandschef Michael Corbat nachfolgen. Das gab die Bank am Donnerstag bekannt. “Wir glauben, dass Jane die richtige Person ist, um auf Mikes Leistungen aufzubauen und Citi auf die nächste Stufe zu führen. Sie verfügt über fundierte Erfahrungen in allen unseren Geschäftsbereichen und Regionen, und wir setzen großes Vertrauen in sie”, sagte John Dugan, der Vorsitzende des Verwaltungsrats.Corbat, der seit 37 Jahren für die Citigroup und ihre Vorläufer tätig ist, leitet die Bank seit dem abrupten Abgang seines Vorgängers Vikram Pandit 2012. Nach dem Fast-Kollaps während der Finanzkrise 2008 schrumpfte Corbat die Bank und machte sie wieder profitabel. “Wir sind eine einfachere, sicherere und stärkere Institution geworden”, sagte Corbat (60). Seine designierte Nachfolgerin Fraser (53) galt bereits seit vergangenem Oktober als potenzielle Erbin, als sie den Titel “President” erhielt. Traditionell sind Präsidenten in amerikanischen Firmen die Nummer 2 der Unternehmenshierarchie hinter dem Chief Executive Officer (CEO). Gleichwohl kommt Frasers Aufstieg schneller als erwartet. Corbat sollte ursprünglich noch zwei weitere Jahre Vorstandschef bleiben.Die aus Großbritannien stammende Fraser, die Universitätsabschlüsse aus Cambridge und Harvard vorweisen kann, war vor 16 Jahren nach Karrierestationen bei der Investmentbank Goldman Sachs und der Unternehmensberatung McKinsey zur Citigroup gestoßen. In ihrer Zeit bei der Bank war die zweifache Mutter unter anderem für das US-Firmen- und Privatkundengeschäft sowie die krisengeschüttelte Region Lateinamerika verantwortlich. Seit vergangenem Jahr leitete sie das globale Privatkundengeschäft, zu dem das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft, die Vermögensverwaltung, die Kreditkartensparte und das Hypothekengeschäft gehören. Fraser galt im vergangenen Jahr auch als Kandidatin für den damals vakanten Vorstandsvorsitz des Konkurrenten Wells Fargo.Insgesamt gibt es unter den im Aktienindex S&P 500 abgebildeten amerikanischen Unternehmen derzeit 31 weibliche CEOs. Die großen Banken an der Wall Street waren eine der letzten Bastionen in der amerikanischen Wirtschaft, in denen es Frauen bisher nicht ganz an die Spitze geschafft hatten. Bei kleineren amerikanischen Banken und Wertpapierhäusern gibt es schon vereinzelt Vorstandschefinnen. Ellen Alemany ist CEO der CIT Group. Nandita Bakhshi führt die Regionalbank Bank of the West, eine Tochtergesellschaft der französischen BNP Paribas.Zudem finden sich bei den Großbanken durchaus Frauen in Spitzenpositionen. So gelten beim Marktführer J.P. Morgan Chase Marianne Lake und Jennifer Piepszak als potenzielle Nachfolgerinnen des langjährigen Vorstandschefs Jamie Dimon. Lake leitet derzeit die Verbraucherkreditsparte von J.P. Morgan, Piepszak ist Finanzchefin. Aber ein Aufstieg ist nicht garantiert. Vor einigen Jahren galt Karen Peetz als aussichtsreiche Kandidatin für den Spitzenposten bei der Bank of New York Mellon. Peetz, die sich große Hoffnungen gemacht hatte, verließ die Bank 2016 – nach vier Jahren als Präsidentin. Peetz heuerte im Juni bei der Citygroup an. Wall-Street-Geschichte schreibt dort jetzt aber Jane Fraser.