Bereits im vergangenen September hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine neue MaRisk-Novelle zur Konsultation veröffentlicht. Ein Inkrafttreten dieser Leitlinie zu den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) blieb bisher aus – jedoch kann dies nur noch eine Frage der Zeit sein. Dabei birgt der Entwurf der aktualisierten MaRisk-Novelle einiges an Zündstoff, zumal sie bedeutende Auswirkungen auf die Kreditvergabepraxis von Finanzinstituten – insbesondere bei der Kreditvergabe an Kleinst- und Kleinunternehmen – haben dürfte.

Die Novelle orientiert sich stark an den Leitlinien der European Banking Authority (EBA). Institute sind verpflichtet, sich einen umfassenden Überblick über die finanzielle Leistungsfähigkeit aller Kreditnehmer auf Basis aktueller und belastbarer Daten zu verschaffen. Zwar ist bei großen Unternehmen die Berechnung der Kapitaldienstfähigkeit auf Grundlage des Jahresabschlusses bereits die Regel, doch bei kleineren Unternehmen werden solche recht aufwendigen Ermittlungsverfahren schnell zur wirtschaftlichen und zeitlichen Herausforderung für Finanzhäuser.

Klassische Cashflow-basierte Jahresabschlussanalysen erfordern eine detaillierte und aufwendige Untersuchung der Finanzlage des Kreditnehmers und können aufgrund der Komplexität und des damit verbundenen Zeitaufwands mehr Kapazitäten erfordern und damit höhere Kosten bedeuten. Aus diesem Grund wird auf zukünftig kein Weg an einer vereinfachten Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit vorbeiführen, um eine schnelle und effiziente Bewertung der finanziellen Leistungsfähigkeit von potenziellen Kreditnehmern zu ermöglichen.

Vereinfachte Modelle können bei nicht risikorelevanten Geschäften die Kosten und den Zeitaufwand einer umfassenden Jahresabschlussanalyse erheblich reduzieren – vorausgesetzt, es werden tatsächlich geeignete Methoden und Ansätze für die Analyse und Bewertung verwendet. Die Modelle müssen sich nach dem Risikoniveau des Kreditnehmers richten und können beispielsweise die Analyse von Kennzahlen, Vergleich mit Branchendurchschnittswerten, Schätzungen auf der Grundlage von Cashflows oder Prognosen umfassen.

Dabei muss sichergestellt sein, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kreditnehmers angemessen berücksichtigt werden und die internen und externen Daten konsistent und verfügbar sind. Vereinfachte Modelle bieten zudem den Vorteil, dass sie eine schnelle und adäquate Einschätzung der Entwicklung der Kapitaldienstfähigkeit innerhalb der Kreditlaufzeit ermöglichen können. Wohlgemerkt sind diese ausschließlich bei nicht risikorelevanten Geschäften eines Finanzinstituts erlaubt. Davon gibt es jedoch eine ganze Menge – der Markt und die Nachfrage ist groß.

Letztlich ist eine vereinfachte Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit von Unternehmen nicht nur aus regulatorischer Sicht essenziell für die Institute. Auch der intensive Wettbewerb bevorteilt diejenigen, die aufgrund schlanker Prozesse schnelle Entscheidungen treffen und entsprechende Finanzierungszusagen dennoch trennscharf machen können. Zeit ist Geld!

Ein entscheidender Faktor bei der Durchführung ist allerdings der Zugang zu externen Daten wie externen Zahlungserfahrungen. Diese liegen oft nicht in Gänze vor und müssen hinzugekauft werden. Es empfiehlt sich, Dienstleister mit einem großen Datenpool in Anspruch zu nehmen, die über einen großen Bestand an Bilanzdaten inklusive Jahresabschlüssen, historischer Wirtschaftsdaten und Branchen- und Ratingmigrationsinformationen verfügen.

Daraus lassen sich aussagekräftige empirische Untersuchungen der bilanziellen Kapitaldienstfähigkeit durchführen, was ein vereinfachtes Verfahren zur Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit darstellt. Eine ausreichende Datenkonsistenz und deren Verfügbarkeit ist im Wettbewerb Trumpf.