Funke greift Deutsche Bank an
Gegenangriff des früheren HRE-Chefs Georg Funke im Strafprozess wegen falscher Bilanzdarstellung. Vor dem Landgericht München machte er die Deutsche Bank für die Schieflage des Immobilienspezialisten im Jahr 2008 verantwortlich. Funke attackierte auch den früheren Finanzminister Peer Steinbrück und den ehemaligen BaFin-Chef Jochen Sanio.mic München – Der frühere HRE-Vorstandsvorsitzende Georg Funke macht die Deutsche Bank und das Bundesfinanzministerium für die Schieflage der Immobilienbank im Jahr 2008 verantwortlich. “Die HRE ist von außen zerstört worden”, sagte er vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München. Auch nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers habe sich die Hypo Real Estate (HRE) in keiner Notlage befunden. Sie hätte diese Welle der Krise “aus eigener Kraft überstanden, wenn sie nicht durch Einwirkung Dritter geschädigt worden wäre”. Funke ist gemeinsam mit dem ehemaligen Finanzvorstand Markus Fell wegen falscher Darstellung der Liquiditätslage der HRE im Jahr 2008 angeklagt. Der Prozess begann am Montag dieser Woche und ist bisher bis September terminiert.Funke hat den damaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann als Hauptschuldigen für die HRE-Schieflage identifiziert. Das Frankfurter Kreditinstitut habe von der HRE am 22./23. September 2008 und damit eine Woche nach der Lehmann-Insolvenz das Mandat erhalten, als Lead Manager eine Back-up-Kreditlinie über 15 Mrd. Euro zu arrangieren. Ackermann habe dieses Mandat, das auch Pflichten gegenüber der HRE beinhaltet habe, zu keinem Zeitpunkt zurückgegeben – aber vertrauliche Daten missbraucht: “Die Deutsche Bank, auch Herr Dr. Ackermann persönlich, hat dieses Insiderwissen ohne Information der HRE gegenüber anderen Marktteilnehmern und Behörden zum Schaden der HRE verwendet.” “Falschinformationen”Außerdem wirft Funke Deutsche-Bank-Emissären vor, geschäftsschädigende Falschinformationen über ein nicht existentes Dubliner Commercial-Paper-Programm der HRE an den damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück weitergegeben zu haben. Dies sei ein ungeheuerlicher Vorgang gewesen: “In einem Mandatsverhältnis denunziert die Deutsche Bank die HRE und zerstört jegliches Vertrauen in das Management beziehungsweise die Kreditwürdigkeit der HRE-Gruppe.”Funke beantwortet nicht explizit die selbstgestellte Frage, warum Ackermann dies getan haben solle. Er legt jedoch nahe, dass damit das Vertrauen in die übrigen Banken gestärkt werden sollte. Ackermann selbst habe nämlich vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages gesagt, durch die Fokussierung auf die Hypo Real Estate seien nicht mehr die Commerzbank oder die Deutsche Bank im Gerede gewesen.Steinbrück wird von Funke ein Hin und Her rund um die angeblich “geordnete Abwicklung” am 29. und 30. September 2008 vorgeworfen. Erst habe der Minister diese Vokabeln verwendet, dann wieder zurücknehmen lassen und am nächsten Tag in Fraktionssitzungen der im Bundestag vertretenen Parteien wieder verwendet. “Hier wurde dem gesamten Markt zum Zwecke der Manipulation die Unwahrheit verkündet”, sagte Funke.Dem damaligen BaFin-Chef Jochen Sanio wirft Funke gravierende Unkenntnis vor. So sei seine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages schlicht falsch, dass der Liquiditätsstatus nur der HRE überwacht wurde. Damals seien alle großen Institute überwacht worden. Auch hätten BaFin und Bundesbank seit März 2008 auf täglicher Basis den HRE-Refinanzierungsbedarf für die nächsten 90 Tage gekannt: “Das ganze Gerede im Untersuchungsausschuss bezüglich der schwierigen Ermittlung der Zahlen war schlichtes Geschwätz und Theater.” Sturm auf BankschalterDie Liquiditätslage der Depfa sei in den ersten Tagen nach der Lehman-Pleite keineswegs angespannt gewesen, betonte Funke. Die kurzfristigen Termineinlagen seien auf einem ähnlichen Niveau gewesen wie zu wichtigen Stichtagen zuvor (siehe Grafik). Das Exposure sei durch einen ebenfalls kaum veränderten Liquiditätspuffer auf 19 Mrd. Euro reduziert worden – das durch neue Einlagen gedeckt werden musste. Dies sei aber auch nach der Lehman-Pleite gewährleistet gewesen.Erst das Reden über eine Abwicklung und die Ratingherabstufungen durch S & P hätten zu massiven zusätzlichen Liquiditätsverpflichtungen geführt, betonte Funke: “Praktisch wurde durch das sogenannte ,Rettungswochenende` ein Prozess ausgelöst, den man bildlich mit einem Sturm auf die Bankschalter beschreiben kann.”