IN DER SOHLE DES ZINSTALS - KÖPFE DES JAHRES

Fusionsvater

ski - Der Frankfurter Genossenschaftsverband und der Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband (RWGV) haben zwei Anläufe zu ihrer Fusion gebraucht. Der erste Versuch war 2014 gescheitert, doch Mitte 2017 wurde der neue Genossenschaftsverband,...

Fusionsvater

ski – Der Frankfurter Genossenschaftsverband und der Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband (RWGV) haben zwei Anläufe zu ihrer Fusion gebraucht. Der erste Versuch war 2014 gescheitert, doch Mitte 2017 wurde der neue Genossenschaftsverband, Untertitel: “Verband der Regionen”, aus der Taufe gehoben. Eingedenk des 14 Bundesländer umfassenden Verbandsgebiets ist das schon eine ziemlich zentralisierte Veranstaltung. Daneben gibt es nur noch drei Regionalverbände: in Baden-Württemberg, Bayern und der unverwüstlichen Region Weser-Ems.Ralf W. Barkey, vormals Vorstandsvorsitzender des RWGV und seit der Fusion Vize des vereinten Verbandes, und sein Pendant und Partner beim Genossenschaftsverband, der nun in den Ruhestand getretene Michael Bockelmann, sind die Väter des Zusammenschlusses. Anfang Januar rückt Barkey (56) an die Spitze des für Prüfung, Beratung und Betreuung von 2 900 Mitgliedsunternehmen, darunter mehr als 400 Volks- und Raiffeisenbanken, zuständigen Verbandes mit 1 850 Beschäftigten (inklusive Tochterunternehmen) und Rechtssitz in Frankfurt.Barkey, dessen Agenda man mit “Mitgliedernutzen steigern und regionale Nähe erhalten” auf den Punkt bringen kann, ist als Genosse ein Spätberufener. Sozialisiert wurde der Volljurist gut zwei Jahrzehnte lang in Organisationen des Handwerks. Vor dem Wechsel zum RWGV war er von 2001 bis 2012 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen. Das Genossenschaftswesen lernte der gebürtige Münsteraner, der in Würselen lebt, über Einkaufs-, Handels- und Handwerksgenossenschaften kennen. Zwölf Jahre gehörte er dem Aufsichtsrat einer Genossenschaftsbank an, zuletzt als Vorsitzender.Barkey ist verbindlich im Umgang, aber hart in der Sache. Als Interessenvertreter der Genossen zeigt er klare Kante. Auch als scharfer Kritiker der aus seiner Sicht auf weit verbreitete Altersarmut hinauslaufenden EZB-Politik ist er hervorgetreten. “Selbst die Wurst vom Brot zu ziehen und sich dann darüber zu beschweren, dass keine mehr draufliegt, kann kein Zukunftsmodell sein”, kommentierte er einmal im Interview der Börsen-Zeitung den vor dem Hintergrund von Null- und Negativzinsen sowie hoher Regulierungskosten nicht zuletzt von der Aufsichtsseite zu hörenden Ruf nach neuen Geschäftsmodellen. Es sei schon zynisch, von den am Markt erfolgreichen Genossenschaftsbanken ein neues Geschäftsmodell einzufordern, nachdem die Bürokratie ihnen die steigenden Kosten aufgebürdet habe.Dem Fan des Regionalligisten Alemannia Aachen (“Damit kann man zurzeit keinen Staat machen”, räumt er ein), den man zuweilen auf dem Golfplatz antreffen kann, werden neben all seinen beruflichen Fertigkeiten auch noch außergewöhnliche Kochkünste nachgesagt.