Versicherer

Generali schneidet über den Erwartungen ab

Die italienische Versicherung Generali hat das erste Halbjahr besser abgeschlossen als von Analysten erwartet, obwohl Abschreibungen auf das Russland-Geschäft das Ergebnis belasteten.

Generali schneidet über den Erwartungen ab

bl Mailand

Der italienische Versicherer Generali hat im ersten Halbjahr 2022 die Erwartungen der Analysten übertroffen. Allerdings belasteten Wertberichtigungen auf das Russland-Geschäft den Nettogewinn. Der Börsenkurs gab am Dienstag nach und schloss mit einem Minus von 1,44% bei 14,67 Euro. Die Aktie hat seit Ende März rund ein Drittel ihres Wertes verloren.

Die Wachstumsimpulse für den Versicherer aus Triest kamen in der ersten Jahreshälfte vor allem aus dem Schadengeschäft, wo die Prämieneinnahmen (ohne Auto) um 8,5% stiegen, während die Einnahmen im Lebengeschäft leicht zurückgingen. Insgesamt erhöhten sich die Prämieneinnahmen um 2,4%. Dazu trug auch das wieder deutlich belebte Geschäft mit Reiseversicherungen (Europ Assistance) bei. Auf der Er­tragsseite kamen die Impulse vor allem aus dem Lebengeschäft. Hier machte sich die stärkere Fokussierung auf renditeträchtigere Segmente bemerkbar. Die reinen Sparprodukte waren deutlich weniger ge­fragt. Assetmanagement und Wealth Management litten unter den deutlich volatileren Märkten. Der Versicherer hat 635 Mrd. Euro Assets under Management, 10% weniger als in der Vorjahresperiode.

Das operative Ergebnis in der Gruppe verbesserte sich gegenüber Vorjahr um 4,8% auf 3,1 Mrd. Euro. Dass unter dem Strich ein Gewinnrückgang von 9% stand, lag an Belastungen aus dem Russland-Geschäft in Höhe von 138 Mill. Euro. Sie gingen größtenteils auf Wertberichtigungen auf die Beteiligung von 38,5% am russischen Versicherer Ingosstrakh sowie Abschreibungen auf Wertpapiere zurück.

CEO Philippe Donnet zeigte sich sehr zufrieden mit dem Zahlenwerk und bestätigte die Jahresziele. Ein Aktienrückkaufprogramm über 500 Mill. Euro soll an diesem Mittwoch starten und bis zum 29. Oktober laufen. Der CEO sieht die Versicherung auf einem guten Weg, die Mittelfristziele auch in Zeiten wachsender geopolitischer Instabilität und makroökonomischer Unsicherheit zu erreichen. Ziel sei es, die Profitabilität vor allem im Lebengeschäft weiter zu steigern. Den Anstieg der Combined Ratio (siehe Tabelle) begründete er mit einer höheren Schadensquote sowie hohen Belastungen wegen der Mega-Inflation in Argentinien. Für die kürzlich übernommene Versicherung Cattolica, die Generali zu mehr als 95% kontrolliert, sind ein Squeeze-out und ein Delisting geplant.

Zum Aktionärsstreit bei Generali wollte sich Donnet nicht äußern. Nach mehrwöchiger Vakanz war erst kürzlich der durch den Rücktritt von Verwaltungsratsmitglied und Großaktionär Francesco Gaetano Caltagirone Posten mit Stefano Marsaglia neu besetzt worden.

Generali hat erst kürzlich eine Straffung der Organisationsstruktur und eine Stärkung des Head Offices bekanntgegeben. Bestandteil der Änderungen war auch eine Zusammenlegung der Verantwortlichkeiten für Deutschland, Österreich und die Schweiz unter der Leitung des bisherigen Deutschland-Chefs Giovanni Liverani. Laut Donnet be­stehen nun noch bessere Voraussetzungen für weiteres organisches Wachstum. Man werde sich aber auch Gelegenheiten für Übernahmen anschauen und diese gegebenenfalls nutzen. Analysten zeigten sich erfreut über die Zahlen, die besser waren als im Allgemeinen erwartet. UBS, Goldman Sachs und J.P. Morgan beließen ihre Bewertungen jedoch alle auf „neutral“ mit Kurszielen von 17, 19 und 17 Euro.

Generali Assicurazioni
Kennzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20222021
Brutto-Beitrags­einnahmen 41 88038 093
Konsolidiertes Betriebsergebnis 3 1402 996
Leben-Sparte 1 6891 442
Schaden-Sparte 1 2941 256
Asset Management/WM503540
Nettogewinn1 4021 540
Combined Ratio (in %) 92,589,7
Solvabilitätskoeffizient (in %) 233227
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