WERTBERICHTIGT

Geniale Einfaltspinsel

Börsen-Zeitung, 14.9.2016 Entmachtete Gewerkschaften, kaum Arbeitnehmerschutz und wenig Lohnzuwachs: Einfache Angestellte haben es in den USA schwer. Doch der groß angelegte Kundenbetrug bei Wells Fargo wurde nicht etwa von ein paar Führungskräften...

Geniale Einfaltspinsel

Entmachtete Gewerkschaften, kaum Arbeitnehmerschutz und wenig Lohnzuwachs: Einfache Angestellte haben es in den USA schwer. Doch der groß angelegte Kundenbetrug bei Wells Fargo wurde nicht etwa von ein paar Führungskräften ersonnen. Über 5 000 Angestellte sollen dies eigenmächtig durchgeführt haben – behauptet zumindest die Bankenführung. Der gefürchtete Einzeltäter am PC – bei Wells Fargo war er ein Massenphänomen. Es habe sich keineswegs um hoch leistungsfähige Mitarbeiter gehandelt, beschreibt Finanzchef John Shrewsberry die Gruppe. Ein klassisches Eigentor. Immerhin waren die Minderleister fähig genug, das Kontrollnetz der Bank auszutricksen – millionenfach. Das ist kein tragischer Einzelfall, sondern ein systematischer Vorgang. Dass bei Ersterem in Vorständen gern die Verantwortung deflektiert wird, ist noch nachvollziehbar. Dass nun auch systematische Vorgänge nicht in die Managementverantwortung fallen sollen, hat indes eine neue Qualität. Erste Investoren deuten bereits an, dass sie sich den Bären der genialen Einfaltspinsel nicht aufbinden lassen wollen.scd