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Ghizzoni soll vor Parlamentskommission

tkb - Anderthalb Jahre nach seinem Rücktritt als Unicredit-Chef steht der 62-jährige Banker Federico Ghizzoni im Mittelpunkt der politischen Diskussion. Der inzwischen zum Präsidenten von Rothschild Italia avancierte Ghizzoni soll bei der...

Ghizzoni soll vor Parlamentskommission

tkb – Anderthalb Jahre nach seinem Rücktritt als Unicredit-Chef steht der 62-jährige Banker Federico Ghizzoni im Mittelpunkt der politischen Diskussion. Der inzwischen zum Präsidenten von Rothschild Italia avancierte Ghizzoni soll bei der parlamentarischen Bankenkommission aussagen: als Zeuge. Der Parlamentskommission gehören zwölf Abgeordnete der Kammer und zwölf Senatoren an. Präsident ist Ferdinando Casini, ehemaliger Präsident der Abgeordnetenkammer und Gründer der gemäßigten Partei UDC.Die Kommission soll überprüfen, wer für die Bankenkrise mitverantwortlich war. Unter anderem sollen in den nächsten Tagen auch der Präsident der Banca d’Italia, Ignazio Visco, und der Präsident der Börsenaufsicht Consob, Giuseppe Vegas, verhört werden. Die beiden Aufsichtsbehörden schieben sich gegenseitig die Schuld an der mangelnden Bankenaufsicht in die Schuhe.Angeblich hatte die einstige Reformministerin und derzeitige Staatssekretärin Maria Elena Boschi Ghizzoni im Jahr 2014 aufgefordert, die Banca Etruria zu übernehmen. Die Banca Etruria zählt zu jenen mittelitalienischen Banken, die an den Rand der Pleite gerieten und nur dank Interventionen des Bankenrettungsfonds Atlante am Leben erhalten wurden. Doch tausende von Sparern kamen um ihre Ersparnisse. Ghizzoni hatte damals (2014) angeblich versprochen, die Situation zu überprüfen, und dann eine Fusion abgelehnt. Mit über 3 Mrd. Euro faulen Krediten war die Bank nicht übernehmbar. Im Interesse von UnicreditAm Verhalten Ghizzonis ist nichts auszusetzen. Er hat im Interesse der HVB-Mutter Unicredit gehandelt. Hingegen wird das Verhalten von Maria Elena Boschi angekreidet. Sie zählt zu den engsten Mitarbeitern des ehemaligen Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Als Reformministerin hätte sie sich nicht in die Angelegenheit der Banken einmischen dürfen, kritisiert die Opposition. Mehr noch: Der Vater der Ministerin, Pier Luigi Boschi, war jahrelang Vizepräsident der Banca Etruria und insofern auch für deren Misere mitverantwortlich.Der Versuch der Ministerin, Unicredit zur Übernahme zu bewegen, wurde vom ehemaligen Chefredakteur des “Corriere della Sera”, Ferruccio de Bortoli, aufgedeckt. In seinem Buch “Poteri forti – o quasi)” (Die starken oder quasi starken Mächte) hat er erstmals vom “Annäherungsversuch” der Ministerin an Unicredit berichtet. Müsste Ghizzoni vor der parlamentarischen Kommission aussagen, würde die Wahrheit zutage kommen und vermutlich Boschi zum Rücktritt gezwungen werden. Die Regierungspartei PD will ein Veto einlegen, damit Ghizzoni nicht angehört wird. Die Opposition dringt darauf. Ghizzoni hat sich in den vergangenen Jahren nie mit seiner Kritik an der Bankenpolitik zurückgehalten und erklärt, dass von manchen Banken dubiose Derivate an die unwissenden Kunden verkauft wurden, also ohne dass diese entsprechend aufgeklärt worden seien.