Goirigolzarri befreit Bankia
Von Thilo Schäfer, MadridEnde Januar präsentierte der CEO von Bankia, José Sevilla, die Jahresbilanz der spanischen Bank, eine Rolle, die eigentlich dem Vorsitzenden zukommt. Am Dienstag nun versicherte José Ignacio Goirigolzarri auf Anfrage, dass er sich bester Gesundheit erfreue und das verstaatlichte Kreditinstitut auf dem Weg von der Sanierung zur geplanten Reprivatisierung weiter leiten wolle. Goirigolzarri hatte seiner Nummer 2 die Jahresbilanzpressekonferenz überlassen, um sich für die Präsentation des neuen Strategieplans aufzusparen, wie der 64-Jährige erklärte. Es handelt sich dabei tatsächlich nicht um irgendeinen Strategieplan. Vielmehr ist es ein besonderer Moment in der turbulenten Geschichte der Bank: Erstmals seit dem staatlichen Eingriff 2012 kann Bankia ohne die strengen Auflagen und Einschränkungen der Europäischen Kommission, etwa bei der Kreditvergabe oder Übernahmen, handeln. Goirigolzarri war 2012 von der spanischen Regierung an die Spitze des Kreditinstituts beordert worden. Sein glückloser Vorgänger Rodrigo Rato, der frühere Finanzminister und Direktor des Internationalen Währungsfonds, hatte dem Banker vor Wochen vorgeworfen, die Hilfsgelder von 22,4 Mrd. Euro seien “exzessiv” gewesen. Goirigolzarri wollte sich zu diesen und anderen Vorwürfen Ratos am Dienstag nicht äußern und verwies lediglich darauf, dass der Rettungsplan nicht von seinem Team, sondern in Brüssel entworfen worden war.In seinem ersten Jahr bei Bankia musste der frühere CEO der Großbank BBVA einen Rekordverlust von 19 Mrd. Euro ausweisen. Doch “Goiri”, wie er im Hause genannt wird, brachte das Geldhaus schnell in die Gewinnspur. Der neue Strategieplan sieht nun vor, dass sich der Reingewinn bis 2020 von zuletzt 500 Mill. auf 1,3 Mrd. Euro erhöht. Mit diesem Plan unterm Arm machte sich Goirigolzarri noch am Dienstagnachmittag auf Roadshow. Der Baske will ein klares Modell verkaufen. “Wir sind eine rein auf Spanien fokussierte Bank im Retailgeschäft. Es ist wichtig, dass die Anleger das verstehen”, sagte der Vorsitzende. Goirigolzarri unterstrich einmal mehr die Unabhängigkeit der Bank, bei der sich seinen Worten nach der Hauptaktionär – der staatliche Bankenrettungsfonds Frob – nicht einmischt. Der Bankia-Chef äußerte sich ungern zu Fragen zur Reprivatisierung, die nach dem mit Brüssel vereinbarten Zeitplan bis Ende 2019 abgeschlossen sein müsste. Nur so viel: “Wir glauben, dass Appetit im Markt besteht. Das ist ein guter Moment”, sagte er. Goirigolzarri ist ein Verfechter der Reprivatisierung gegenüber Kritikern, die darauf verweisen, dass es wegen des niedrigen Aktienkurses unmöglich sei, bis 2019 die mehr als 20 Mrd. Euro an Staatshilfen durch einen Verkauf zurückzugewinnen. Auch wenn am Ende weniger Geld hereinkommt, sei die Entscheidung zur Rettung von Bankia richtig gewesen, so der Vorsitzende. Für ihn ist der Ausstieg des Staates “der letzte Schritt in der Normalisierung dieses Projekts”. Ob er danach in Rente geht, ließ der Banker offen.