Goldene Zeiten für opportunistische Kreditfonds
Goldene Zeiten für opportunistische Kreditfonds
Chancen für opportunistische Kreditfonds
nb/phh Kronberg
Überbewertungen aus 2021 und Energiewende bieten neue Marktchancen
Opportunistische Private-Credit-Fonds wie Golden Tree Asset Management oder Apollo wittern im aktuellen Marktumfeld ihre Chance auf mehr Deals. Auf einem Panel der Private Markets Week der Börsen-Zeitung in Kronberg betonten Vertreter der beiden Häuser sowie der Investmentbank-Boutique Lazard, dass das anhaltend hohe Zinsniveau Unternehmen zunehmend unter Druck setzte. Besonders stark davon betroffen seien hoch verschuldete Unternehmen im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften. Diese wurden in den Boomjahren 2021 und 2022 von konventionellen Private-Credit-Fonds finanziert, die zum damaligen Zeitpunkt noch mit einem Null-Zins-Umfeld kalkuliert hatten.
Die im Sommer 2022 eingeleitete Zinswende hat vieles verändert. „Kapital ist heute deutlich teurer als noch vor einigen Jahren“, sagte Christian Schwerdtfeger, Director Debt Advisory bei der Investmentbank Lazard. Konventionelle Private-Credit-Fonds stellt das vor mehrere Probleme. Zum einen gibt es weniger Neugeschäft, das sie finanzieren können, da es weniger Private-Equity-Deals gibt als noch vor einigen Jahren. Zum anderen lassen sich die Deals aus den Rekordjahren im aktuellen Umfeld deutlich schwerer auf konventionellem Weg refinanzieren.
Wo opportunistische Kreditfonds ansetzen
Viele Private-Equity-Häuser würden daher im aktuellen Marktumfeld versuchen, die Fälligkeiten ihrer Portfoliounternehmen zu verlängern. Im Fachjargon spricht man dann von sogenannten Amend-and-Extend-Lösungen. Das bedeutet, dass die bisherige Finanzierung verlängert (Extend) und die Konditionen angepasst werden (Amend). Wo das nicht möglich ist, setzen opportunistische Kreditfonds an. Diese Fonds haben einen größeren Risikoappetit und suchen nach Unternehmen, die sich in temporären Schwierigkeiten befinden.
Kevin Child von Golden Tree Asset Management erwartet in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Welle an Schlagzeilen über überbewertete Transaktionen aus den Boomjahren. Viele Deals müssten nun nachfinanziert oder restrukturiert werden – ob mit bestehenden oder neuen Kapitalgebern, bleibe offen. Als opportunistischer Private-Credit-Anbieter müsse man Child zufolge geduldig sein, einen breiten Ansatz verfolgen und über das nötige Skillset verfügen.
Knackt Private Credit den Mittelstand?
Für Raphael Hampicke von Apollo ist Opportunistic Credit die „Asset-Klasse mit dem besten risk-adjusted Return“ innerhalb des Private-Market-Spektrums. Große Investmentchancen in Deutschland sieht Hampicke bei Unternehmen im Bereich Erneuerbarer Energien, wo Banken bei der Kreditvergabe oft nicht flexibel genug seien. Zudem würde er den Software-Bereich im Auge behalten. Dort gebe es zweifelsohne viele gute Unternehmen, doch in den Boomjahren nach der Coronakrise hätten Private-Equity-Unternehmen für Software-Unternehmen teilweise sehr hohe Bewertungen bezahlt. Hier könnte es in Zukunft zu Wertkorrekturen kommen.
Doch nicht nur Unternehmen im Private-Equity-Besitz leiden unter den höheren Zinsen. Auch Mittelständler stellt das aktuelle Finanzierungsumfeld vor Probleme, da sie nicht mehr so leicht an eine Bankfinanzierung kommen und im Gegensatz zu größeren Unternehmen keinen oder zumindest erschwerten Zugang zum Kapitalmarkt haben. Für opportunistische Private-Credit-Fonds könnte das die Chance sein, auch außerhalb der Private-Equity-Blase in der Unternehmensfinanzierung stärker Fuß zu fassen.