Goldman Sachs begrüßt Deregulierung

CEO Lloyd Blankfein wünscht sich geringere Anforderungen für die Branche

Goldman Sachs begrüßt Deregulierung

sp New York – Vor einer Woche hat US-Präsident Donald Trump das US-Finanzministerium angewiesen, die Regulierung der Finanzbranche im Rahmen des Wall-Street-Reformpakets Dodd-Frank Act auf den Prüfstand zu stellen (vgl. BZ vom 4. Februar). Der Rückbau der Bankenregulierung war eines der Versprechen im Wahlkampf, mit denen Trump die Dynamik der US-Wirtschaft erhöhen will, das in den vergangenen Wochen aber vor allem die Börsenkurse der Wall-Street-Banken nach oben getrieben hat.Geht es nach den Vorstellungen von Lloyd Blankfein, CEO und Chairman der Investmentbank Goldman Sachs, sollte die Überprüfung des Regelwerks unter Dodd-Frank jedenfalls zu einem Ergebnis führen. “Wenn wir es uns aussuchen könnten, würden wir nicht so viel Eigenkapital halten, wie wir das derzeit tun”, sagte Blankfein bei einer Investorenkonferenz in Miami auf die Nachfrage nach regulatorischen Anforderungen, die die Regierung ändern sollte. Gewisse Sicherheitsbestimmungen innerhalb des geltenden regulatorischen Rahmens hätten unterschiedlichen Finanzfirmen unterschiedliche Beschränkungen auferlegt, fügte Blankfein hinzu.Die Regeln, die als Antwort auf die Finanz- und Wirtschaftskrise eingeführt wurden, seien zu weit gegangen. Die Lockerung von einigen Bestimmungen würde der Branche helfen, ohne ihre Sicherheit zu gefährden sagte der Chef der Investmentbank. Dodd-Frank war 2010 unter der Regierung des damaligen US-Präsidenten Barack Obama verabschiedet worden, um zu verhindern, dass der Steuerzahler noch einmal zur Stabilisierung des Bankensystems einspringen muss.Die Regeln unter Dodd-Frank schreiben den Banken unter anderem die Erstellung eines “Testaments” vor, mit dem sie im Notfall geordnet abgewickelt werden können. In dem Gesetzespaket enthalten ist auch die Volcker Rule, die etwa den Eigenhandel von Banken begrenzt. Das American Action Forum (AAF) legte zum sechsten Geburtstag von Dodd-Frank im Juli eine Studie vor, die den aus dem Gesetz resultierenden Aufwand für die Finanzindustrie allein in den vorangegangenen zwölf Monaten auf gut 10 Mrd. Dollar bezifferte. Seit der Verabschiedung des Gesetzes belaufen sich die Kosten für die Branche demnach auf fast 40 Mrd. Dollar. Zur Umsetzung der Gesetzestexte haben die Banken 73 Millionen Stunden mit Papierkram zugebracht, wie das im politischen Spektrum rechts der Mitte angesiedelte AAF erhoben hat. Überbordende Komplexität”Wir haben mit Regeln angefangen, die auf eine Seite passten, am Ende 1 000 Seiten umfassten und von uns die Eingabe von 20 000 bis 30 000 Seiten verlangen, um zeigen zu können, dass wir ihnen entsprechen”, sagte Jonathan Pruzan, CFO von Morgan Stanley. Die Komplexität und die Überlappungen innerhalb des Regelwerks hätten an mancher Stelle ein Niveau erreicht, auf dem Nutzen und Lasten der Regulierung in keinem Verhältnis stünden.Blankfein äußerte sich bei der Konferenz unabhängig von den Aussichten für Dodd-Frank zuversichtlich für eine weitere Erholung des Anleihehandels. “Ich glaube nicht, dass es sich um eine falsche Morgenröte handelt, und sehe viele Gründe für eine weitere Verbesserung.”