Goldman Sachs lockt mit Wachstumsvisionen

Bankchef Solomon verspricht Kosteneinsparungen und höhere Renditen - Anleger bleiben skeptisch

Goldman Sachs lockt mit Wachstumsvisionen

lee Frankfurt – Auf dem ersten Investorentag ihrer 130-jährigen Firmengeschichte hat Goldman Sachs ihre Pläne bekräftigt, sich in eine Universalbank zu wandeln. Den Investoren, die zuletzt auch aufgrund der hohen Rechtsrisiken wegen des Korruptionsskandals um den malaysischen Staatsfonds 1MDB vorsichtig geworden sind, versprach Konzernchef David Solomon Kosteneinsparungen von 1,3 Mrd. Dollar und eine Eigenkapitalrendite von 13 % in den kommenden drei Jahren. Die Rückstellungen für Rechtskosten herausgerechnet, hatte das Geldhaus im abgelaufenen Jahr eine Eigenkapitalrendite von 11,5 % erzielt.Morgan Stanley hatte kürzlich die Zielvorgabe für die Eigenkapitalquote für die kommenden zwei Jahre mit 13 bis 15 % beziffert. Danach hält Bankchef James P. Gorman sogar einen Anstieg auf 17 % für möglich.Die Ausgangslage bei Goldman Sachs ist jedoch eine andere. Das Institut, das seine Ursprünge im Handelsgeschäft hat und seit den 1980er Jahren mit der Fusionsberatung (M&A), dem Rohstoffhandel sowie alternativen Investments gewachsen ist, befindet sich in einem langfristigen Transformationsprozess. Vor wenigen Jahren ist das Geldhaus mit der Smartphonebank Marcus in das Privatkundengeschäft eingestiegen. Erst bei der Vorlage der Quartalszahlen vor zwei Wochen gewährte das Geldhaus Einblick in die Entwicklung des jungen Segments.Um auf Augenhöhe zu kommen mit Wettbewerbern wie J.P. Morgan und Bank of America will Goldman auch im Massengeschäft kräftig zulegen. So soll das Geschäft mit Verbraucherkrediten und Kartenguthaben in den kommenden fünf Jahren von zuletzt 7 Mrd. Dollar auf mehr als 20 Mrd. Dollar anwachsen. Die Kundeneinlagen im Privatkundengeschäft sollen derweil von zuletzt 60 Mrd. Dollar auf mindestens 125 Mrd. Dollar oder mehr steigen. Zulegen will das Geldhaus auch in den neuen Geschäftsfeldern Transaktionsbanking und im Banking-as-a-Service-Geschäft. Langfristige InvestitionenBis die neuen Aktivitäten mit den angestammten Geschäftsfeldern mithalten können, dürften jedoch noch einige Jahre vergehen. Solomon ficht das nicht weiter an: Die Investitionen in die neuen Geschäftsfelder seien langfristig, sagte er und zog einen Vergleich mit Saatgut, das Zeit brauche, um zu reifen und zu wachsen.Von dem breiteren Ertragsmix erhofft sich Goldman Sachs Vorteile nicht zuletzt auch Refinanzierungsvorteile. So sollen die Kundeneinlagen künftig eine größere Rolle spielen. Ihr Anteil am Refinanzierungsmix soll von zuletzt 43 % auf 50 % steigen. 2015 waren auf die Kundeneinlagen den Angaben zufolge gerade mal 31 % entfallen.Der Markt nahm die Ankündigung zunächst skeptisch auf. Die Aktie verlor gegen den Markttrend zeitweise fast 1 % an Wert. Viele Anleger dürften jedoch auch abwarten wollen, wie der Korruptionsskandal um 1MDB beigelegt wird – erwartet wird ein milliardenschwerer Vergleich.