Google steigt bei Symphony ein

Venture-Capital-Tochter des Internetkonzerns beteiligt sich am Messaging-System der US-Banken

Google steigt bei Symphony ein

Die Bloomberg-Konkurrenz rüstet weiter auf: Mit Google kann die Nachrichten-Plattform der Wall-Street-Banken, Symphony, einen namhaften Investor in ihren Reihen begrüßen, der zusätzliches Know-how einbringt. Über den Preis wird Bloomberg sowieso schon attackiert.bg Frankfurt – Die Muttergesellschaft von Google, Alphabet, wird sich im Rahmen einer neuen Finanzierungsrunde an dem von 14 Wall-Street-Banken getragenen Start-up Symphony Communications Services beteiligen. Das berichten übereinstimmend eine Reihe US-Medien, denen zufolge der Deal aber noch nicht endgültig in trockenen Tüchern ist. Goldman Sachs gilt als treibende Kraft beim Aufbau von Symphony, das als Messaging-System der Finanzbranche in Konkurrenz tritt insbesondere zu den Bloomberg-Terminals. Während Symphony 15 Dollar pro Nutzer verlangt, stellt Bloomberg in den USA pro Terminal mehrere tausend Dollar in Rechnung. Daten sieben Jahre speichernSymphony hatte Mitte September den operativen Betrieb aufgenommen, nachdem der New Yorker Regulator sich mit dem Unternehmen und ihren angeschlossenen Nutzern auf Standards zu Verschlüsselung (“Encryption”) und Datenspeicherung geeinigt hatte, um den Aufsehern ausreichend Einsicht in die Inhalte der Kommunikationsplattform zu gewähren. Demnach werden Symphony und ihre Nutzer alle Nachrichten sieben Jahre speichern sowie die dazugehörigen Entschlüsselungscodes (“Decryption”) bei unabhängigen Verwahrstellen deponieren.Damit sei sichergestellt, dass die Daten nicht “in einem digitalen schwarzen Loch” verschwinden, sagte Anthony Albanese vom New York State Department of Financial Services. Es handle sich um eine kritische Angelegenheit, hätten die Daten von elektronischen Chats doch entscheidende Beweise zur Aufdeckung von Fehlverhalten an der Wall Street geliefert, erinnerte Albanese an die Finanzkrise, die eine härtere Gangart der Aufsichtsbehörden zur Folge hatte. Compliance-FragenDie Symphony-Initiative der Finanzbranche hatte im August auch die als Bankenkritikerin bekannte US-Senatorin Elizabeth Warren auf den Plan gerufen. Die Demokratin wandte sich in einem Brief an sechs Aufsichtsbehörden, um eine Untersuchung anzuregen, ob das Instant-Messaging-System zur Umgehung von Compliance-Vorschriften eingesetzt werden könnte. Warren argwöhnt, dass die Banken illegale Handlungen verschleiern könnten – das habe Symphony in ihrer Werbung zum automatischen Löschen von Nachrichten suggeriert, so die Senatorin. Warren ist eine prominente Verbraucherschützerin in den USA, die dafür eine eigene Behörde auf den Weg brachte. Die Konsumentenanwälte erinnern an frühere illegale Absprachen in den Handelsräumen der Banken, was unter anderem zur Manipulation von Referenzzinssätzen genutzt wurde.Sünden der Vergangenheit sind es auch, die Bloomberg überhaupt die ungeliebte Konkurrenz von Symphony erschaffen hat. Denn es waren Bloomberg-Reporter, die sich damals unrechtmäßig Einblick in den eigentlich geschützten Bereich der Händler-Chats auf den Terminals verschafften und daraus Scoops generierten. Seitdem sind die Banken auf der Hut. Goldman Sachs nahm die Sache bei der Suche nach einer Compliance-tauglichen Messaging-Alternative dann in die Hand und setzte auf Basis eines hauseigenen Systems eine erste Version von Symphony auf, die mit dem Zukauf des auf Instant Messaging spezialisierten Start-up Perzo in ihre jetzige Form gebracht wurde. Der Aufwand des Bankenkonsortiums wurde vor einem Jahr auf 66 Mill. Dollar beziffert, der Unternehmenswert soll nun schon 650 Mill. Dollar betragen.Mit der Perzo-Akquisition holte sich Symphony auch ihren CEO ins Haus, David Gurle. Der hat reichlich Erfahrung auf der Software-Seite der Finanzindustrie im Rahmen früherer Tätigkeiten für Microsoft und Thomson Reuters. Gurle kann nun mit Inbetriebnahme der Plattform versuchen, Bloomberg als Industriestandard der sicheren Echtzeitkommunikation im Finanzsektor abzulösen – für das Aufspielen von Finanznachrichten greift Symphony auf den Bloomberg-Konkurrenten Dow Jones zurück. Neben Goldman Sachs, Deutsche Bank und Morgan Stanley zählen auch Bank of America Merrill Lynch, BNY Mellon, Black-Rock, Citadel, Citi, Credit Suisse, Jefferies, J.P. Morgan, Maverick, Nomura und Wells Fargo zu den bisherigen Symphony-Eignern.Google Capital als Venture-Tochter des Konzerns öffnet mit ihrem Investment ein neues Fenster, denn bislang wurden keine speziellen Dienste im Finanzsektor angeboten. Im Messaging-Sektor muss sich Google gegen Facebook behaupten. Möglicherweise kann der Konzern bei Symphony Technologie für Mobile Messaging beisteuern. Vergangene Woche wurde dazu das darauf spezialisierte Start-up Jibe erworben.