Grenke zollt Viceroy Tribut

Firmenpatriarch lässt Aufsichtsratsmandat ruhen - Zusätzlich zu KPMG-Sondergutachten weitere unabhängige Prüfung geplant

Grenke zollt Viceroy Tribut

Grenke reagiert auf die Attacke des Leerverkäufers Fraser Perring mit der Ankündigung weiterer Untersuchungen: Ein Wirtschaftsprüfer soll nun die Umstände früherer Franchise-Übernahmen untersuchen. Vize-Aufsichtsratschef Wolfgang Grenke lässt sein Mandat im Kontrollgremium vorerst ruhen.spe Stuttgart – Grenke reagiert auf breiter Front auf die Vorwürfe des Shortsellers Fraser Perring und seines Analysehauses Viceroy Research. Wie das M-Dax-Unternehmen gestern mitgeteilt hat, soll eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft damit beauftragt werden, “die Marktüblichkeit der Franchise-Übernahmen der Vergangenheit und deren Vorteilhaftigkeit für die Grenke AG zu überprüfen”.Darüber hinaus untersucht Leasing- und Finanzierungsunternehmen eigenen Angaben zufolge die Integration seines Franchise-Systems in den Konzern. Gleichzeitig kündigt Wolfgang Grenke, Firmengründer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Grenke, an, sein Aufsichtsmandat vorerst ruhen zu lassen.Perring, der nach eigenen Angaben Leerverkaufsoptionen mit Grenke-Aktien eingegangen ist, wirft dem Unternehmen Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vor. Ein zentraler Punkt seiner Kritik dreht sich um das Franchise-System von Grenke, in dessen Rahmen die konzernunabhängige CTP Handels- und Beteiligungs GmbH zunächst Franchise-Firmen im Ausland aufkauft, um sie üblicherweise nach bis zu sechs Jahren zu – so der Vorwurf – überteuerten Preisen an die Grenke AG weiterzuverkaufen. Seit Februar gehört die CTP Wolfgang Grenke.Die bisher im Unternehmen übliche Praxis der Übernahme der Franchise-Unternehmen soll nun von einem Prüfer analysiert und bewertet werden. Den Beschluss für ein entsprechendes Gutachten habe der Aufsichtsrat gefällt und werde kurzfristig eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft damit beauftragen, teilte Grenke mit. Befristetes AngebotDaneben soll wie bereits am Freitag angekündigt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die die jüngsten drei Abschlüsse des Unternehmens testiert hat, ein Sondergutachten erstellen. “Dabei geht es darum, die Substanz des Geschäftes zu belegen und diese Vorwürfe endgültig zu widerlegen”, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Ankündigungen von Grenke gehen indessen über eine reine Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der bisherigen Praxis hinaus. Zwar wolle man im Franchise-Geschäft auch künftig an dem bewährten Modell einer Minderheitsbeteiligung geschäftsführender Gesellschafter festhalten. Doch werde von dem Unternehmen nunmehr erwogen, dass Grenke die Kapitalmehrheit an den Franchise-Firmen nicht erst nach einer Start-up-Phase erwerbe, sondern bereits mit Firmengründung Gesellschafter der Franchise-Unternehmen werde, heißt es.Für eine derartige Änderung, die einer Umstrukturierung des Franchise-Geschäfts gleichkommt, hat nun Wolfgang Grenke, der nach neuesten Angaben nicht im Januar, sondern im Februar 2020 die CTP indirekt erworben hat, die Übernahme der Franchise-Beteiligungen der CTP angeboten. Das Angebot wolle er bis zum 31.12.2021 aufrechterhalten, heißt es. Vorstand und Aufsichtsrat würden diesen Schritt in Erwägung ziehen und die Umsetzung ebenfalls von der unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen lassen. Wie Vorstandschefin Antje Leminsky zitiert wird, will man an der Praxis, die Geschäftsführer der Franchise-Unternehmen unternehmerisch zu beteiligen, festhalten, “wir wollen aber in Zukunft jeglichen Anschein von Interessenskonflikten vermeiden”.Unterdessen legte Viceroy Research zu Wochenbeginn nach mit der Behauptung, die CTP-E-Mails würden mindestens seit 2018 über die Server von Grenke laufen. Eine entsprechende Anfrage der Börsen-Zeitung dazu blieb von Grenke unbeantwortet. Wolfgang Grenkes Ankündigung, sein Aufsichtsratsmandat ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe hinsichtlich etwaiger Interessenkonflikte vollständig ausgeräumt seien, gilt auch für seine Aufsichtsratsposten bei der Grenke Bank und der Schweizer Grenkeleasing. Noch am Freitag hatte Perring den Rücktritt des Firmengründers aus dem Aufsichtsrat der Grenke AG gefordert. Aktie unter DruckWolfgang Grenke hält persönlich durchgerechnet einen Anteil von rund 8 % an dem von ihm im Jahr 1978 gegründeten Unternehmen. Der gesamten Familie sind 40,84 % zuzurechnen, die in der Grenke Beteiligung GmbH & Co. KG gebündelt sind. Wie die Familie gestern mitteilte, will sie an ihrem Engagement an dem Unternehmen festhalten, weil sie vollstes Vertrauen in die Grenke AG und ihre langfristige Perspektive habe. Die Grenke-Aktie war zu Wochenbeginn zeitweise unter 30 Euro abgesackt, um sich danach auf ein Niveau von rund 31,26 Euro einzupendeln. Dies kommt einem Kursverlust von rund 43 % binnen einer Woche gleich. – Personen Seite 12