Mit Vorstandschef Martin Zielke verliert Deutschlands zweitgrößte Privatbank auch ihren Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann. Neben einem internen Kandidaten hat der Bund nach Informationen der Börsen-Zeitung dafür den früheren Staatssekretär Jörg Asmussen ins Spiel gebracht. Von Anna Sleegers und Bernd Neubacher, FrankfurtMöglichst schon auf der morgigen Aufsichtsratssitzung der Commerzbank gilt es, das Führungsvakuum zu füllen. Neben den massiven Kürzungsplänen, die Martin Zielke dem Gremium zur Kenntnis gibt, muss ein Nachfolger für den noch amtierenden Vorstandschef und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann gefunden werden, der sein Amt zum 3. August niedergelegt hat.Bis die Nachfolge geregelt ist, führt Schmittmanns Stellvertreter Uwe Tschäge kommissarisch die Geschäfte und sitzt damit zumindest auch dem Nominierungsausschuss vor. Angesichts der wichtigen Personalentscheidungen, die das Institut in den kommenden Tagen und Wochen zu treffen hat, dürfte es der Kapitalseite jedoch darum gelegen sein, dieses Gremium nicht ausgerechnet von einem Arbeitnehmervertreter leiten zu lassen.In einem von der Unternehmenskommunikation der Commerzbank geführten Interview, das per Mail an die Mitarbeiter der Bank ging, verspricht Schmittmann einen “geordneten Prozess” bei der Neubesetzung der Top-Posten. Nachdem er aus dem Aufsichtsrat ausscheidet, müsse per Gericht ein neuer Aufsichtsrat bestellt werden. Danach werde das wieder vollständige Gremium einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden aus seiner Mitte wählen. Schmittmanns Vorgänger Klaus-Peter Müller, seit 2018 Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats, meldete sich bislang nicht zu Wort.Nachdem Nicholas Teller (61), der nach langjähriger Tätigkeit für die Commerzbank 2014 in das Kontrollgremium aufgestiegen war, das ihm angetragene Amt nach Informationen der Börsen-Zeitung abgelehnt hat, steht als interner Kandidat nur noch der Schweizer Tobias Guldimann zur Diskussion. Der 58-Jährige war bis 2013 für die Credit Suisse in Zürich tätig, zuletzt als Risikochef und Mitglied der Geschäftsleitung. In den Aufsichtsrat der Commerzbank wurde er 2017 bestellt, dort sitzt er bislang dem Prüfungsausschuss vor und gehört dem Risikoausschuss an.Als externen Kandidaten für den Aufsichtsratsvorsitz hat der Bund dem Vernehmen nach derweil Jörg Asmussen ins Spiel gebracht. Der 53-Jährige kennt das Institut noch aus seiner Zeit als Staatssekretär unter dem damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Er gilt als Architekt der staatlichen Rettungsaktion, aus der die Beteiligung des Bundes an der Commerzbank rührt.Die dringendste Aufgabe des neuen Aufsichtsratschefs, der dann voraussichtlich auch dem Nominierungsausschuss vorsitzt, wird die Suche nach einem Nachfolger für Zielke sein, der spätestens zum Jahresende Platz machen will für einen neuen Kandidaten, der das Vertrauen der Investoren genießt. Eher Orlopp als BoekhoutHier haben dem Vernehmen nach interne Kandidaten die besten Chancen, auch weil die Bank damit eine langwierige Suche via Headhunter vermeiden könnte. Gute Chancen dürfte sich die gerade erst zur Finanzchefin aufgestiegene Bettina Orlopp ausrechnen können. Als frühere McKinsey-Frau bringe die 50-Jährige den erforderlichen strategischen Blick eher mit als der ebenfalls als Kandidat gehandelte Roland Boekhout, der zum Jahreswechsel von der ING Groep als Firmenkundenchef zur Commerzbank kam, heißt es. Für Orlopp spricht auch, dass sie als ehemalige Personalvorständin bereits Querschnittsaufgaben in der Bank wahrgenommen hat, während der 57-jährige Niederländer bislang wenig Zeit hatte, ein Netz in der Bank zu knüpfen. Vom Tisch ist ein Gerücht, das zuletzt in der Bank die Runde machte. Der bei Mitarbeitern und dem Finanzinvestor Cerberus gleichermaßen wohl gelittene Ex-Finanzvorstand Stephan Engels hat dem Vernehmen nach auch als Vorstandschef kein Interesse an einer Rückkehr. Der 58-Jährige ist seit April CFO der Danske Bank.