Window Dressing

Großbanken entziehen sich verschärfter Regulierung

13 europäische Großbanken haben sich schärferer Regulierung und höheren Kapitalanforderungen entzogen, indem sie ihre Bilanzen geschönt haben (Window Dressing). Das ergab eine BIZ-Untersuchung.

Großbanken entziehen sich verschärfter Regulierung

fir Frankfurt

13 europäische Großbanken haben sich schärferer Regulierung und höheren Kapitalanforderungen entzogen, indem sie ihre Bilanzen geschönt haben (Window Dressing). In einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) festgestellt, dass davon zehn global systemrelevante Banken (G-SIB) aus der Europäischen Union in mindestens einem Jahr in eine höhere Risikokategorie eingestuft worden wären, die unter anderem mit höheren Eigenkapitalpuffern einhergeht. Drei Banken, die nicht als global systemrelevant gelten, wären ohne Window Dressing in die G-SIB-Liste aufgenommen worden.

166 Institute untersucht

Berücksichtigt hat die BIZ nach eigenen Angaben Aufsichtsdaten von 166 großen Banken in der EU zwischen 2014 und 2020. Darunter be­fänden sich neben den jeweiligen G-SIBs alle anderen gewichtigen Instituten in der Union, die verpflichtet sind, Daten anlässlich der jährlichen G-SIB-Aktualisierung einzureichen. Aktuell führt der Finanzstabilitätsrat (FSB) weltweit 30 G-SIBs, von denen nach dem Brexit zehn ihren Sitz in der EU haben, auf der alljährlich im November publizierten aktualisierten Liste. Einziges deutsches Institut ist die Deutsche Bank. Derzeit sind drei britische Institute als global systemrelevant eingeordnet: HSBC, Barclays und Standard Chartered.

Die BIZ hat die Entwicklung des sogenannten G-SIB-Scores rund um die aufsichtlichen Meldetermine untersucht und festgestellt, dass Institute ihre Punktzahl auf verschiedene Arten und Weisen heruntergerechnet haben, etwa indem sie vor­übergehend ihre Verflechtungen im Finanzsektor oder ihre Derivatepositionen reduzierten.

Punkte für Systemrelevanz

Der G-SIB-Score ist der BIZ zufolge jenes aufsichtsrechtliche Maß, das den G-SIB-Status einer Bank angibt und die damit verbundenen Kapitalanforderungen. Er basiert vor allem auf den Bilanzangaben der Banken zum Jahresende – einer Momentaufnahme also. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hatte den Angaben zufolge die Methode 2011 entwickelt. In den jedes Jahr aufs Neue berechneten G-SIB-Score fließt ein Dutzend Indikatoren ein, welche unter anderem die internationale Verflechtung abzubilden versuchen oder wie risikobehaftet das Geschäft ist.

Von einer bestimmten Punktzahl an gilt ein Institut als G-SIB. Je höher der Score, desto höher die Risikoklasse, die angibt, wie viele Prozentpunkte das jeweilige Institut auf die Eigenkapitalquote aufschlagen muss. Die beiden höchsten Kategorien mit 3,5% und 2,5% Zuschlag sind derzeit verwaist. Mit plus 2,0% sind Citigroup, HSBC und J.P. Morgan Chase dabei. Die Deutsche Bank ist in der Kategorie darunter mit 1,5% zu finden.